WM Tag 2 | Weitsprung-Bronze für Stuttgarterin Rotaru-Kottmann
Alina Rotaru-Kottmann war nicht mehr zu bremsen. Mit der (Pro-Forma-)Medaille auf der Brust rannte die 30-Jährige Weitspringerin aufgeregt durch die Mixed-Zone des Budapester Köspont-Stadions. „Ich kann’s nicht glauben, eine Medaille bei der WM“ stammelte sie vor sich hin. Die für Rumänien startende Athletin, die seit 2015 national für den VfB Stuttgart startet, holte für ihr Land die erste Medaille seit über 20 Jahren.
Während der DLV mit Bangen auf mögliche WM-Medaillen blickt, hat die schwäbisch-rumänische Connection mit ihrem Trainer Micky Corucle „ein halbes Edelmetall nach Deutschland geholt“, wie Corucle, der vor 40 Jahren dem Ceaucescu-Regime den Rücken gekehrt hat und seitdem in Kirchheim lebt, jubelte. In Deutschland hat er sich als Sprintexperte einen Namen gemacht. Den Kornwestheimer und Stuttgarter Sprinter Tobias Unger machte er zum Hallen-Europameister und führte diesen ins Olympische Finale 2004 in Athen. Zudem hatte Unger 18 Jahre den deutschen Rekord über 200 Meter in Besitz.
Rotaru-Kottmann war mit 6,91 Meter nach Budapest angereist. 2017 hatte sie bei der U23-EM Bronze gewonnen, 2017 siegte sie bei der Universiade in Taipeh. Zuletzt landete sie bei der Hallen-EM direkt hinter Malaika Mihambo auf Platz fünf. „Im letzten Versuch hatte ich endlich einmal Glück mit etwas Rückenwind und großem Beifall der 35 000 Zuschauer“, holte sie das erfolgreiche Ende nun noch einmal zurück.
19 Jahre nachdem Unger 2004 in Budapest bei der Hallen-WM die einzige deutsche (Bronze-)Medaille gewonnen hat, holte jetzt Rotaru-Kottmann erneut Bronze. Vor vier Jahren haben Alina Rotaru und Max Kottmann, der als Verantwortlicher für den Leistungssport im Vorstand des Württembergischen Leichtathletik-Verbands sitzt, geheiratet. Es war Liebe in der Sandgrube, Weitsprunggrube, denn auch Max Kottmann ist Weitspringer mit Bestleistung 7,79 Meter.
Die Nervosität der WM-Dritten war verständlich: Sie hatte bereits für den Tag darauf den Rückflug nach Stuttgart gebucht, mit Anschluss an den Urlaubsflieger nach Kalifornien (USA). Doch da sollte die Medaillenzeremonie stattfinden. Manchmal sind Urlaubsplanungen schwieriger als Medaillen zu gewinnen.