WM | Vorschau auf BW-Athlet:innen
FRAUEN
(Text: Svenja Sapper, Silke Bernhart)
400 Meter Hürden
Aus deutscher Sicht sind die Blicke vor allem auf Carolina Krafzik gerichtet: Die Deutsche Meisterin vom VfL Sindelfingen hat zuletzt mit Bestzeiten über 200 und 400 Meter ihre starke Form unterstrichen. Über die Hürden fehlten bisher zwölf Hundertstel zum Hausrekord. Gelingt die Steigerung zur rechten Zeit, dann ist für die 28-Jährige sogar das WM-Finale in Reichweite. Wer sie kennt, weiß: Sie wird dafür vom ersten Schritt an alles geben.
Titelverteidigerin: Sydney McLaughlin (USA; 50,68 sec WR)
Jahresbeste: Femke Bol (Niederlande; 51,45 sec)
DLV-Teilnehmerinnen: Eileen Demes (TV Neu-Isenburg 1861; 55,72 sec), Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen; 54,47 sec)
35 Kilometer Gehen
Zum zweiten Mal in der Geschichte von Weltmeisterschaften wird in Budapest am Donnerstag der Startschuss für das 35 Kilometer Gehen der Frauen fallen. Zum vierten Mal ist neben den 20 Kilometern eine noch längere Strecke im WM-Programm, 2017 und 2019 wurden noch die 50 Kilometer ausgetragen.
Zum zweiten Mal in der Geschichte von Weltmeisterschaften wird in Budapest am Donnerstag der Startschuss für das 35 Kilometer Gehen der Frauen fallen. Zum vierten Mal ist neben den 20 Kilometern eine noch längere Strecke im WM-Programm, 2017 und 2019 wurden noch die 50 Kilometer ausgetragen. Im Vorjahr war es Kimberly García León, die in Eugene die Chance auf gleich zwei Goldmedaillen nutzte. In diesem Jahr ist sie mit neuem Weltrekord (2:37:44 h) in die Saison eingestiegen – bevor Maria Pérez (Spanien; 2:37:15 h) zwei Monate später noch eine halbe Minute schneller war.
Auf der für alle neuen Strecke ist viel Dynamik und noch viel Entwicklungspotenzial. Bei entsprechenden Bedingungen wackelt so sicher auch in Budapest wieder die Rekordmarke. Neben den beiden Genannten ist wie schon über 20 Kilometer die Konkurrenz aus China zu beachten, allen voran die Olympiasiegerin von 2012 und WM-Dritte von 2022 über 20 Kilometer Shiejie Qieyang. In diesen Dimensionen kann Bianca Maria Dittrich (Droste Running-Team) nicht mithalten, für sie ist schon die WM-Premiere ein riesiger Erfolg. Die 30-Jährige wird weiter hinten ihr eigenes Rennen machen und ihr eigenes Ziel verfolgen: erstmals die 3:00-Stunden-Marke zu unterbieten.
Titelverteidigerin: Kimberly García León (Peru; 2:39:16 h)
Jahresbeste: Maria Pérez (Spanien; 2:37:15 h)
DLV-Teilnehmerinnen: Bianca Maria Dittrich (Droste Running-Team; 3:00:55 h)
Hochsprung
Als eine von zwei U20-Athletinnen hat es Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) ins deutsche Aufgebot geschafft. Mit zwei Wettkämpfen jenseits der 1,90 Meter hat sie zu Beginn der Freiluftsaison ihr großes Potenzial bereits unter Beweis gestellt. Vielleicht geht es in Budapest ohne Druck wieder etwas näher an die Bestmarke heran als zuletzt bei der U20-EM.
Titelverteidigerin: Eleanor Patterson (Australien; 2,02 m)
Jahresbeste: Nicola Olyslagers (Australien; 2,02 m)
DLV-Teilnehmerinnen: Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim; 1,91 m), Christina Honsel (TV Wattenscheid; 1,83 m)
Stabhochsprung
Für die Deutsche Meisterin Anjuli Knäsche wird es in Budapest darum gehen, eine Leistung im Bereich ihrer Saisonbestmarke abzurufen. Die liegt bei 4,45 Metern, der Hausrekord aus 2022 bei 4,55 Metern. Die 29-Jährige von der LG Leinfelden-Echterdingen ist zum ersten Mal bei einer WM dabei.
Titelverteidigerin: Katie Moon (USA; 4,85 m)
Jahresbeste: Katie Moon (4,90 m)
DLV-Teilnehmerin: Anjuli Knäsche (LG Leinfelden-Echterdingen; 4,45 m)
Weitsprung
Das deutsche Leichtathletik-Herz blutete, als Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) Mitte Juli ihren WM-Verzicht verkünden musste. Ein Muskelfaserriss verhindert einen möglichen Titel-Hattrick der Olympiasiegerin. So ist der Weg frei für neue Gesichter. Zum Beispiel Ackelia Smith, die sich in diesem Jahr um mehr als einen halben Meter auf 7,08 Meter gesteigert hat und als Weltjahresbeste anreist. Sie könnte Jamaikas erste WM-Medaille im Weitsprung der Frauen erringen.
In Top-Form sind den beiden deutschen Teilnehmerinnen auch schon weite Sätze geglückt. Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) explodierte bei der Kurpfalz-Gala in Weinheim gar bis auf 6,91 Meter, hat sich davon abgesehen aber eher bei Weiten zwischen 6,50 und 6,60 Metern stabilisiert. Die DM-Dritte Maryse Luzolo (Königsteiner LV) musste im Vorjahr den WM-Start noch verletzungsbedingt absagen. Ein Platz in den Top Zwölf wäre beim WM-Debüt für das deutsche Duo ein Erfolg.
Titelverteidigerin: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 7,12 m)
Jahresbeste: Ackelia Smith (Jamaika; 7,08 m)
DLV-Teilnehmerinnen: Maryse Luzolo (Königsteiner LV; 6,84 m), Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden; 6,91 m)
Kugelstoßen
Der Riege der Athletinnen, die in diesem Sommer die 19 Meter geknackt haben, gehören auch zwei Deutsche an. Hallen-Vize-Europameisterin Sara Gambetta (SV Halle) glänzte im Juni in Paris (Frankreich) mit 19,08 Metern. Noch weiter kam bereits Ende Mai in Rehlingen die Mannheimerin Yemisi Ogunleye (19,31 m), die in diesem Jahr einen riesigen Leistungsschritt gemacht hat. Gemeinsam mit der dritten deutschen Starterin Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) sind Team-Spirit und Kugelstoßerinnen-Power garantiert. Und mindestens für eine Athletin des Trios ist auch ein Finalplatz in Reichweite.
Titelverteidigerin: Chase Ealey (USA; 20,49 m)
Jahresbeste: Maggie Ewen (USA; 20,45 m)
DLV-Teilnehmerinnen: Sara Gambetta (SV Halle; 19,08 m), Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim; 19,31 m), Julia Ritter (TV Wattenscheid 01; 18,18 m)
4x100 Meter
Im vergangenen Jahr gewannen die deutschen Sprinterinnen mit Bronze ihre ersehnte Staffelmedaille. Aufgrund von vielen Ausfällen wird ein derartiges Resultat diesmal schwer. Zwei der vier Sprinterinnen aus dem Bronze-Quartett, Gina Lückenkemper (SCC Berlin) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), stehen auch diesmal im Aufgebot. Die anderen beiden, Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) und Tatjana Pinto (TV Wattenscheid 01), mussten ebenso absagen wie Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), die bei der EM in München zur Goldstaffel zählte.
Würdig vertreten wollen sie zum Beispiel die Deutsche Hochschulmeisterin Louise Wieland (Hamburger SV) und die Mannheimerin Lisa Nippgen, die beide bereits bei der Team-EM in Chorzów (Polen) den Stab um die Stadionrunde brachten.
Titelverteidigerin: USA (41,14 sec)
Jahresbeste: Texas (41,55 sec)
DLV-Teilnehmerinnen: Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), Chelsea Kadiri (SC Magdeburg); Gina Lückenkemper (SCC Berlin); Sina Mayer (LAZ Zweibrücken); Lisa Nippgen (MTG Mannheim); Louise Wieland (Hamburger SV)
4x400 Meter
In 3:26,09 Minuten belegte das DLV-Team mit Luna Thiel, Mona Mayer, Alica Schmidt und Langhürdlerin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) im vergangenen Jahr Rang fünf bei der EM in München. Alle fünf Athletinnen stehen auch in diesem Jahr für einen Staffel-Einsatz zur Verfügung, dazu kommt die stark verbesserte Deutsche Meisterin Skadi Schier, mit 51,82 Sekunden schnellste DLV-Langsprinterin in diesem Jahr.
Titelverteidigerin: USA (3:17,79 min)
Jahresbeste: University of Texas (3:23,27 min)
DLV-Teilnehmerinnen: Elisa Lechleitner (LAZ Ludwigsburg); Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg); Skadi Schier (SCC Berlin); Alica Schmidt (SCC Berlin); Luna Thiel (VfL Wolfsburg)
MÄNNER
(Text: Jan-Henner Reitze, Martin Neumann)
400 Meter Hürden
Für den DLV geht mit Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt), Constantin Preis (VfL Sindelfingen) und Emil Agyekum (SCC Berlin) ein Trio an den Start, das ein lange nicht erreichtes Leistungsniveau mitbringt. Um in den Kampf um die Finalplätze einzugreifen, muss alles perfekt zusammenpassen.
Titelverteidiger: Alison dos Santos (Brasilien; 46,29 sec)
Jahresbester: Karsten Warholm (Norwegen; 46,51 sec)
DLV-Teilnehmer: Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt; 48,45 sec); Constantin Preis (VfL Sindelfingen; 48,45 sec); Emil Agyekum (SCC Berlin; 48,73 sec)
35 Kilometer Gehen
Die 35 Kilometer werden quasi eine Neuauflage des WM-Rennens aus dem Vorjahr. Seine Medaillensammlung ausweiten möchte der WM-Dritte über beide Distanzen Perseus Karlstrom (Schweden). Einige Athleten kommen dazu, auch der EM-Zweite Christopher Linke (SC Potsdam), der im vergangenen Jahr auf die lange Distanz verzichtet hatte. Ihm steht bereits seine siebte WM bevor. Der 34-Jährige hat über die 35 Kilometer, die vor zwei Jahren ins internationale Meisterschaftsprogramm aufgenommen wurden, zuletzt den deutschen Rekord verbessert.
Der EM-Achte Carl Dohmann (SCL Heel Baden-Baden) und der Deutsche Meister Karl Junghannß (LC Top Team Thüringen) wollen Richtung Top 15.
Titelverteidiger: Massimo Stano (Italien; 2:23:14 h)
Jahresbester: Xianghong He (China; 2:22:55 h)
DLV-Teilnehmer: Christopher Linke (SC Potsdam; 2:27:05 h), Carl Dohmann (SCL Heel Baden-Baden; 2:31:16 h), Karl Junghannß (LC Top Team Thüringen; 2:28:19 h)
Zehnkampf
Der Zehnkampf ist die einzige WM-Disziplin, in der die Weltjahresbestenliste von einem DLV-Starter angeführt wird. Leo Neugebauer (LG Leinfelden-Echterdingen) steigerte Anfang Juni als Sieger der NCAA-Meisterschaften sensationell den deutschen Rekord auf 8.836 Punkte. Besser war kein anderer Zehnkämpfer im weltweiten Vergleich in diesem Jahr. Der Top-Favorit auf den Titel ist der 23-Jährige damit trotzdem nicht. Denn seine Saison von Ende Januar bis Anfang Juni war bereits sehr lang. Vor der WM musste Leo Neugebauer die Form noch einmal neu aufbauen.
Mit einer Bestleistung als Motivation im Gepäck reist Manuel Eitel zu seiner WM-Premiere. Der Ulmer verbesserte sich Ende Mai als Götzis-Fünfter auf 8.351 Punkte. Der 26-Jährige zählt mit einer 100-Meter-Bestzeit von 10,31 Sekunden zu den schnellsten Zehnkämpfern der Welt. In den vergangenen Jahren hat sich Manuel Eitel zudem in den technischen Disziplinen kontinuierlich verbessert, was sich auf dem Zehnkampf-Punktekonto niederschlägt. Weitere Steigerung in Budapest nicht ausgeschlossen.
Titelverteidiger: Kevin Mayer (Frankreich; 8.816 pt.)
Jahresbester: Leo Neugebauer (LG Leinfelden-Echterdingen; 8.836 pt.)
DLV-Teilnehmer: Manuel Eitel (SSV Ulm 1846; 8.351 pt.), Niklas Kaul (USC Mainz; 8.484 pt.), Leo Neugebauer (LG Leinfelden-Echterdingen; 8.836 pt.)
4x100 Meter
Der „DLV-Vierer“ kam in diesem Jahr bisher auf 38,21 Sekunden. Diese Zeit liefen Lucas-Ansah Peprah (HSV), Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), der Deutsche Meister Yannick Wolf (LG Stadtwerke München) und der neue Deutsche 200-Meter-Rekordler Joshua Hartmann (ASV Köln) beim Diamond-League-Meeting in London. Nur fünf Staffeln waren in diesem Jahr schneller. Passen die Wechsel, können die DLV-Sprinter durchaus den Sprung ins Finale schaffen. Nach den Einzelleistungen dürften die USA, Jamaika und Großbritannien um Zharnel Hughes, den aktuell schnellsten Sprinter der Welt, um den Titel laufen.
Titelverteidiger: Japan, Kanada (beide 37,48 sec)
Jahresbester: Japan (37,80 sec)
DLV-Teilnehmer: Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV), Robin Ganter (MTG Mannheim), Joshua Hartmann (ASV Köln), Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), Julian Wagner (LC Top Team Thüringen), Yannick Wolf (LG Stadtwerke München)
>> Hier finden Sie unsere Übersicht der Startzeiten aller BW-Athlet:innen