Tokio Tag 4: Krafzik in Top 10
200 Meter Vorläufe
Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim) von Krämpfen ausgebremst
23,14 Sekunden im zweiten Vorlauf. Und Platz vier hinter drei direkt qualifizierten Athletinnen. Da hieß es für Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF) lange Zittern bis feststand: Sie darf bei ihrer Olympia-Premiere noch einmal starten, und zwar im 200 Meter-Halbfinale! Nur eine Hundertstel vor ihr hatte die einstige Weltmeisterin Dafne Schippers (Niederlande) die nächste Runde klargemacht. In der Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim) leider fehlen wird: Von Krämpfen geplagt kam sie nicht über 23,41 Sekunden und Platz fünf ihres Vorlaufs hinaus. In diesem drehte besonders eine Athletin auf: Christine Mboma (Namibia), aufgrund erhöhter Testosteron-Werte von den 400 auf die 200 Meter umgestiegen, sprintete in 22,11 Sekunden zu einem neuen U20-Weltrekord. Dahinter war auch US-Hoffnung Gabrielle Thomas (22,20 sec) schnell unterwegs. Nicht am Start: Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), die sich konzentriert auf einen möglichen Staffelstart vorbereitet.
Das sagte sie gegenüber leichtathletik.de nach dem Wettkampf:
Ich habe mich unheimlich gefreut, hier auf der Bahn zu stehen, und habe mir viel vorgenommen, auch die letzten Trainingseinheiten liefen sehr gut. Umso enttäuschter bin ich jetzt. Ich hatte leider gerade Probleme, weil ich Krämpfe bekommen habe. Das war schon ein bisschen beim Aufwärmen. Daher habe ich extra noch mal Elektrolyte getrunken. Ich habe auch insgesamt genug getrunken, daher weiß ich nicht, woher das kommt. Klar verunsichert das. Die Saison war auch schon so ein Auf und Ab, mit Verletzungen, und dann ist es schwer für den Kopf. Aber bis ich stolz bin auf das Erreichte, dauert das glaube ich noch einen Moment.
1.500 Meter Vorläufe
Hanna Klein kraft- und leider chancenlos
Nicht umsonst heißt es, auch im Vorlauf bis zur Ziellinie alles zu geben: Bei Caterina Granz (LG Nord Berlin; 4:06,22 min) entschied nach 1.500 Metern eine Hundertstel über Vorlauf-Aus oder Halbfinal-Einzug. Und die Berlinerin hatte als Sechste von sechs Zeitschnellsten das Quäntchen Glück auf ihrer Seite, wohlverdient mit einer Zeit nur 62 Hundertstel über Bestzeit. Hanna Klein dagegen war im Vorlauf ein Schatten ihrer selbst. Die Kraft fehlte, früh musste sie abreißen lassen. Am Ende blieb für die sonst so zuverlässig bei Top-Events zu Höchstform auflaufende Tübingerin Rang 15 in 4:14,83 Minuten. Für Schreck und Bewunderung zugleich sorgte Sifan Hassan (Niederlande; 4:05,17 min), die sich nach einem Sturz eingangs der letzten Runde wieder aufrappelte und dennoch ihren Vorlauf gewann, ebenso wie die Mitfavoritin um Gold Faith Kipyegon (Kenia; 4:01,40 min).
Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen):
Ich hatte keine Kraft mehr im Tank. Da war nichts, was nachkam. Beim Warmmachen habe ich es schon gemerkt, und die Tage zuvor. Die Beine gingen nicht mehr hoch. Ich kann das jetzt noch nicht beurteilen. Ich bin wahnsinnig müde. Es wird viel Schlaf fehlen. Hitze. Es könnten so viele Dinge sein, die ich jetzt anführen kann. Aber ich hatte einfach keine Kraft mehr, weder mental noch physisch.
400 Meter Hürden Halbfinale
Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) mit Kampfgeist in Top 10
Strömender Regen, Wasserschlacht, und dann auch noch ein Fehlstart. Die Bedingungen im ersten 400 Meter Hürden Halbfinale der Frauen waren alles andere als ideal. Carolina Krafzik biss in gewohnter Manier die Zähne zusammen und überzeugte vor allem auf der ersten Hälfte der Stadionrunde. Dann allerdings musste sie schon den Rhythmus umstellen und büßte an Geschwindigkeit ein. Hatte sie bis dahin auf Höhe der zweiten Läuferin gelegen, so musste sie in der Kurve etwas abreißen lassen und kam letztendlich als Vierte ins Ziel. Auch wenn es für das Finale nicht reichte: Wieder einmal zeigte die Sindelfingerin ein starkes Rennen, blieb mit 54,96 Sekunden nochmals unter der 55-Sekunden-Marke und kann mit ihrem 10. Platz bei den Olympischen Spielen mehr als zufrieden sein!
Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen):
Ich bin Top Ten of the World, das hört sich sehr, sehr gut an! Wer hätte das gedacht – ich definitiv nicht, als ich hierher gefahren bin! Noch mal eine 54er Zeit, damit kann ich super leben. Den Regen habe ich einfach mit Humor genommen. In Deutschland hat es das letzte halbe Jahr auch schon nur geregnet und ich habe gedacht: Das gibt's doch nicht, das verfolgt mich! Es ist schon extrem nass geworden, deswegen habe ich versucht, meine Hände die ganze Zeit trocken zu halten, damit ich im Startblock noch Spannung halten kann und nicht abrutsche. Wo es dann losging, war der Regen gar kein Problem mehr. Ich habe mich gut konzentriert, dass ich nicht so viel trippele, das ist mir ganz gut gelungen, auch wenn es etwas langsamer wurde. Das wird mein Trainer sicher schon analysiert haben. Für mich ist die Situation [Lehrerin und Spitzensport] optimal, ich kann vormittags in die Schule gehen, das mache ich sehr gerne, und ich kann nachmittags oder abends ins Training gehen und mich darauf konzentrieren. Dadurch, dass ich eine Spitzensport-Stelle habe und unterstützt werde vom Kultusministerium in Baden-Württemberg, ist das auch alles mit Trainingslager und Wettkämpfen vereinbar. Ich brauche das einfach. Ich habe mein Referendariat in diesem Jahr abgeschlossen. Und jetzt stehe ich hier und bin Zehnte der Welt. Ich denke, der Weg passt so für mich!
Hier geht es zum weiteren Bericht der DLV-Athleten in den Vorrunden an Tag 4