Peter Schramm: Ein Leben für den Hochsprung
Eberstadt-Revival und Würdigung eines württembergischen Leichtathletik-Urgesteins – das brachte der Brunch anlässlich Peter Schramms 80. Geburtstag im Eberstädter Weinhaus noch einmal zurück. Und zahlreiche Weggefährten waren gekommen: Gerd Nagel, Wolfgang Kreissig, Alina Astafei und DLV-Präsident Jürgen Kessing, um zu gratulieren und Dank zu sagen an Peter Schramm für dessen Lebenswerk.
„Wir danken Peter Schramm für seine tolle Lebensleitung, die man nicht hoch genug einschätzen kann“, lobte DLV-Präsident Jürgen Kessing den Jubilar, „den Marketing Wert, den der Hochsprung-Macher für Eberstadt erzielt hat, ist nicht käuflich“. Kurt Bauer, Vorsitzender der TSG Heilbronn ergänzte: „Peter darf mit Stolz auf sein Lebenswerk zurückblicken“. Wolfgang Kreissig, zweifacher Deutscher Meister, Olympiateilnehmer und zweimal Eberstadt-Dritter stufte seine Eberstadt-Teilnahme als Motivation für seine Karriere als sehr hoch ein. „Eberstadt und Peter Schramm haben meine Karriere geprägt“, sagte Kreissig, der inzwischen als WLV-Vizepräsident fungiert.
„Ich bin in aller Welt hoch gesprungen, aber Eberstadt war einmalig“, blickte Ex-Weltrekordler Carlo Tränhardt, der bei seinem Abschied zum „Ehrenwengerter“ befördert wurde, schon im Vorfeld auf vier Jahrzehnte „Hochsprung-Mekka Eberstadt“ zurück.
„Eine lebende Leichtathletik-Legende“, nennen sie ihn, oder einfach „ein Glücksfall für die Leichtathletik“. Peter Schramm, Initiator und Macher des Internationalen Hochsprung-Meetings in Eberstadt hat eine außergewöhnliche Lebensleistung für den Sport erbracht.
Anfänge in Heilbronn, danach Landes-und Bundestrainer
Schramm war nach seiner aktiven Laufbahn als Mittelstreckler 1970 für 25 Jahre Trainer bei der TSG Heilbronn, 30 Jahre Landestrainer in Württemberg und acht Jahre unter dem damaligen Bundestrainer Dragan Tancic auch Nachwuchs-Bundestrainer im DLV.
Begonnen hat es 1979 in Eberstadt mit Schramms Idee und der Initialzündung mit den drei deutschen Hochspringern Mögenburg, Tränhardt und Nagel, die allesamt in Eberstadt in die Weltklasse vorstießen. „Drei übers Telefonhäuschen“ (von 2.30 Meter) lautete die Schlagzeilen in den Zeitungen. „Wimbledon des Hochsprungs“, „Höhenflüge im Paradies“, „Mythos Eberstadt“, „Flying Barshim über die Weinberge“ waren Schlagzeilen von Eberstadt. 40 Jahre war Schramm Organisator, Moderator und „Mädchen für alles“. Sechsmal wurde dabei der deutsche Rekord verbessert. ZDF-Reporter Bernd Heller musste permanent ans benachbarte Telefon rennen, um die neueste Entwicklung nach Mainz durchzugeben.
„Höhenflüge im Paradies“
Betrug der Etat am Anfang noch 2.400 Mark, waren 2018 zur 40. Auflage 160.000 Euro aufzubringen. Der Sponsoren-Rückgang bedeutete danach das „Aus“ für das Traditionsmeeting. Olympiasieger, Welt- und Europameister waren in einzigartiger Form zu Gast in Eberstadt. Mutaz Essah Barshim (Katar) hält den Platzrekord mit 2,41 Meter.
„Ich habe in den 40 Jahren des Eberstädter Hochsprungmeetings ganz viele wertvolle persönliche Begegnungen mit Weltklassesportlern erlebt“, schaut Schramm mit großer Genugtuung auf sein sportliches Lebenswerk zurück.
Läufer, Trainer, Organisator
Religionslehrer Schramm stieg nach seiner aktiven Laufbahn als Mittelstreckler 1970 früh als Trainer ein. In seiner 25-jährigen Trainer-Tätigkeit bei der TSG Heilbronn betreute er Hochspringer wie Harald Ehlke (Bestleistung 2,21 Meter), Jochen Schieker und Ottmar Seehorsch (beide 2,20 Meter). Schramm war 30 Jahre Landestrainer in Württemberg und unter dem damaligen Bundestrainer Dragan Tancic, der Olympiasieger Dietmar Mögenburg und Weltrekordler Carlo Thränhardt betreute, acht Jahre auch Nachwuchs-Bundestrainer im DLV.
Familiäre Atmosphäre
Seine Hochzeit erlebte Peter Schramm dann mit dem weltweit renommiertesten Hochsprung-Meeting inmitten der Weinberge, das er 1979 ins Leben rief. Die familiäre Atmosphäre wurde vom gleichermaßen gewichtigen wie akzeptierten Hochsprung-Experten geprägt.
„Ich habe in den 40 Jahren des Eberstädter Hochsprungmeetings ganz viele wertvolle persönliche Begegnungen mit Weltklassesportlern erlebt“, schaut Schramm mit großer Genugtuung auf sein sportliches Lebenswerk zurück. Günter Eisinger, Markus Ellinger, Harry Brunnet, Rosemarie Just-Espert und Diskus-Altmeister Otto Koppenhöfer (,Deutscher Meister Diskus 1958, „Mein Vorbild“) waren wichtige Wegbegleiter.
Monika Schramm hielt Rücken frei
Der 3.000 Einwohner zählende Weinort Eberstadt wurde durch TV-Präsenzzeiten bis nach Australien und China weltbekannt. Im Rückblick gesteht Peter Schramm, dass er von seiner Familie viel Toleranz eingefordert hat. Hochsprung Eberstadt war ein Ganzjahresjob. Reisen durch die Welt der Leichtathletik wie nach Kuba gehörten dazu. Seine Heimatgemeinde würdigte sein Wirken und ernannte ihn 2019 zum Ehrenbürger Eberstadts.
Alle 14 2,40-Meter-Springer in Eberstadt
Alle weltbesten Höhenjäger waren in Eberstadt am Start, alle 14 mit Bestleistung über 2,40 Meter. „Wir waren das beste Meeting aller Zeiten“, stellt Günter Eisinger (Frankfurt) fest, der die Athleten in die Weinberge holte. Olympiasieger und Weltrekordler Javier Sotomayor, die Weltmeisterinnen Kajsa Bergvist und Blanca Vlasic, die Olympiasieger Yelena Slesarenko, Mutaz Essah Barshim und Gianmarco Tamberi.
Deutsche Akzente: Friedrich, Spank, Jungfleisch
Sie kamen alle wegen der tollen Atmosphäre auf und neben der Matte. Meist ging den Springen am Vortag ein Kaffeekränzchen im Hause Schramm voraus, und bald kam das Gerücht auf, manche Springer würden nur wegen des legendären Käsekuchens von Monika Schramm nach Eberstadt kommen. Auch der angeblich besondere Draht des Religionslehrers Schramm in den Himmel war ob des ewig guten Wetters immer ein Thema. Mit Außnahme von 2011: da schwemmten wolkenbruchartige Regenfälle die Anlage, die gut zehn Zentimeter unter Wasser stand, fast weg. 2012 heizte die Sonne Springern und Zuschauern mit Temperaturen weit über 40 Grad ein. Allzu gern erinnert sich Schramm an den deutschen Doppelsieg von Ariane Friedrich und Raul Spank 2010 und die beiden Zwei-Meter-Sprünge von Marie-Laurence Jungfleisch.
Geheimnis um Sotomayors Gage gelüftet
Das Geld: natürlich spielte es auch beim Hochsprung eine Rolle. „Vor dem ersten Meeting 1979 habe ich dem Dietmar Mögenburg 300 Mark in die Hand gedrückt, nachher nochmal jedem der drei 800 Mark“, sagt Schramm, der damals über einen Etat von 2.700 Mark verfügte. Zum 80. Geburtstag verriet Schramm erstmals die Gage des Überfliegers Sotomayor: 10.000 Mark! „Das war die Hälfte von dem, was er woanders kassierte.
„Hochsprung und Leichtathletik waren mein Leben“, bilanziert ein zufriedener Jubilar. Eigentlich hätte er an seinem Geburtstag als Betreuer nach Freiburg zu den Halbmarathonmeisterschaften gemusst. Ein Vollblut-Leichtathlet immer noch im Geschäft. „Die Leichtathletik müsste wieder mehr Anerkennung erhalten“, fordert er, der längst ein Urgestein der deutschen Leichtathletik geworden ist.
„Peter Schramm hat Eberstadt weltweit bekannt gemacht, er war ein Kulminationspunkt der Hochsprungszene mit hoher sozialer Kompetenz“, würdigt DLV-Präsident Jürgen Kessing die Leistungen, bedauerte aber auch, vom legendären Schramm`schen Käsekuchen nichts abbekommen zu haben...
Danke Peter Schramm für vier Jahrzehnte gemeinsame Eberstadt-Zeit!