Leo Neugebauer in Ulm auf Wiedergutmachungskurs
Bei der U20-EM hatte er mit Platz vier gehadert. Bei den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Ulm ist Leo Neugebauer (LG Leinfelden-Echterdingen) auf Wiedergutmachungskurs. Der 19-Jährige, der sich im Mai in Bernhausen mit 7.886 Punkten an die Spitze der U20-Weltjahresbestenliste gesetzt hatte, dominierte mit 4.160 Punkten den ersten Zehnkampf-Tag der U20. Zwar fehlten rund 170 Zähler zur Zwischenmarke von Bernhausen, jedoch hat er 100 Punkte mehr auf dem Konto als nach Tag eins in Borås (Schweden). Herausragend: 7,53 Meter im Weitsprung und – wenngleich deutlich unter Bestleistung – 15,02 Meter mit der Kugel.
„Das wäre bei der U20-EM schon eine Medaille gewesen“, stellt Nachwuchs-Bundestrainer Lars Albert fest und fügt hinzu: „Morgen wird es interessant!“ Gemeint ist damit jedoch nicht der Kampf um Gold, sondern der um die weiteren Podestplätze: Rund 200 Punkte trennen den zweitplatzierten Marcel Meyer (Hannover 96; 3.829 Pkt) vom achtplatzierten Lennart Zimmermann (SV Halle; 3.619 Pkt). Sie hatten in Bernhausen beiden die U20-EM-Norm von 7.200 Punkten überboten, als deutsche Nummer vier und fünf die U20-EM-Tickets aber knapp verpasst.
Im Verfolgerfeld tummelt sich nach starken 48,65 Sekunden über 400 Meter U20-EM-Teilnehmer Malik Diakité (Hannover 96; 3.785 Pkt; 4.), einen Platz vor dem letztjährigen U18-EM-Teilnehmer Nathanael Weiß (LAZ Ludwigsburg; 3.778 Pkt; 5.). Überraschend auf Platz drei übernachtet Yannik Knobloch (LG Welfen; 3.804 Pkt), der im Hochsprung 1,98 Meter überwand.
Johanna Siebler im Verletzungspech
Für die Favoritin im Siebenkampf der U20 platzte der Titeltraum schon in der ersten Disziplin: Johanna Siebler (LC Überlingen), die vier Jahre in Folge im DLV-Aufgebot für internationale Nachwuchsmeisterschaften stand, schied zu Beginn des Hürdenrennens mit einer Oberschenkelverletzung aus. In Abwesenheit der weiteren U20-EM-Teilnehmerinnen Lucie Kienast (SV Halle) und Joanne Schiffer (SC Neubrandenburg) bietet sich nun neuen Athletinnen die Chance aufs DM-Podest.
Allen voran Sophie-Luise Merten (SV Halle), die an Tag eins nur kurzzeitig nach dem Kugelstoßen (10,72 m) die Führung abgeben musste, diese aber über 200 Meter (25,97 sec) wieder zurückeroberte. 2.982 Punkte bescheren ihr die Halbzeit-Führung vor Lokalmatadorin Kathrin Baur (SSV Ulm 1846; 2.919 Pkt) und Annkathrin Hoven (2.915 Pkt). Die Fünfte der letztjährigen U18-Europameisterschaften vom ART Düsseldorf machte über 200 Meter in starken 24,81 Sekunden noch deutlich Boden gut, nachdem sie über die Hürden (16,10 sec) und im Kugelstoßen (10,31 m) Punkte liegengelassen hatte.
Serina Riedel führt starkes U18-Feld an
Sowohl qualitativ als auch quantitativ stärker besetzt ist der Siebenkampf der weiblichen U18. Eine bemerkenswerte Anzahl von 17 Athletinnen konnte an Tag eins die 3.000-Punkte-Marke überbieten. Sieben von ihnen blieben über 3.200 Punkten. Die Top Fünf trennen nach vier Disziplinen weniger als 100 Zähler.
Der beste Auftritt gelang dabei der Jüngsten im Quintett: Serina Riedel (TSV Zeulenroda; 3.416 Pkt) legte unter anderem mit 1,75 Meter im Hochsprung und 12,47 Sekunden über 100 Meter den Grundstein für die Halbzeit-Führung. „Die macht da ein starkes Ding“, lobte Nachwuchs-Bundestrainer Kai Dockhorn. Da die 16 Jahre junge Thüringerin auch sechs Meter weit springen und den Speer über 45 Meter werfen kann, muss sich die Konkurrenz strecken, um noch an ihr vorbeizuziehen.
Unter anderen mit 14,18 Metern im Kugelstoßen hielt Jenna-Fee Feyerabend (TV Groß-Gerau; 3.346 Pkt), Fünfte des Europäischen Olympischen Jugendfestivals (EYOF) in Baku (Aserbaidschan), Anschluss an die Führende. Um die Medaillen kämpfen auch Pauline Hillebrand (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Luisa Tremel (TSV 1909 Gersthofen e.V.; beide 3.333 Pkt). Gespannt sein darf man auf den zweiten Tag von Gesa Tiede: Die Mainzerin, die über 100 Meter Hürden im Finale der U20-EM stand, stellt als Fünfte (3.320 Pkt) Mehrkampf-Qualitäten unter Beweis. Herausragend erwartungsgemäß: 13,70 Sekunden über die Hürden.
Kelmen de Carvalho wurfgewaltig
In der männlichen U18 fehlt mit EYOF-Bronzemedaillengewinner Paul Kallenberg (USC Mainz) der beste deutsche Nachwuchs-Zehnkämpfer dieser Altersklasse. Kurzfristig musste auch Luc Mehnert (SC Potsdam), Inhaber der Deutschen M15-Bestleistung im Neunkampf, absagen. In Ulm legte Wurftalent Kelmen De Carvalho (LG Steinlach-Zollern; 3.561 Pkt) mit vier Einzel-Bestleistungen den stärksten ersten Tag hin.
Besonders das Kugelstoßen bescherte dem jungen Württemberger den entscheidenden Vorsprung auf die Konkurrenz. Mit 15,75 Metern kam er satte zwei Meter weiter als fast alle anderen Teilnehmer. Doch auch 6,55 Meter im Weitsprung konnten sich sehen lassen – nur der nach Tag eins drittplatzierte Niklas Tuschling (1. LAV Rostock; 3.416 Pkt) kam noch vier Zentimeter weiter. Auf Platz zwei übernachtet Roman Jocher (TSV Königsbrunn; 3.423 Pkt), der sich als bester Hochspringer über 1,89 Meter schwang.
An Tag zwei bleibt es spannend, wenngleich der herausragende Diskuswerfer Kelmen de Carvalho nur noch schwer einzuholen sein dürfte – er liegt bereits fast 300 Punkte jenseits seiner Bestmarke (6.421 Pkt). Aus dem Medaillenrennen ist Simon Büthe (LC Paderborn), der mit 6.696 Punkten die stärkste Bestleistung aller Teilnehmer mitbringt. Er war gut in den Mehrkampf gestartet und konnte im Kugelstoßen (14,53 m) noch am ehesten mit de Carvalho mithalten, blieb im Hochsprung aber ohne gültigen Versuch.
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