Über Pliezhausen nach Berlin, Alina Reh hofft auf einen anderen Weg
"Wir stehen mit der EM in Berlin vor einem besonderen Leichtathletik-Jahr und wollen jetzt unsere Sportart verstärkt ins Blickfeld rücken", sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing zu Beginn einer Pressekonferenz. Der Bietigheimer Oberbürgermeister freut sich, dass mit der Langstrecken-DM in Pliezhausen und der U23-DM in Heilbronn (30. Juni /1. Juli) diesen Sommer gleich zwei nationale Titelkämpfe in Württemberg stattfinden. Kessing verwies darauf, dass die EM in Berlin die einzige Sport-Großveranstaltung in diesem Jahr auf deutschem Boden sein wird.
Für die 10.000 Meter-Läufer heißt die Devise: über Pliezhausen nach Berlin. Durch den eine Woche später in London (Großbritannien; 19. Mai) stattfindenden Europacup ist noch nicht endgültig klar, welche Athleten die EM-Norm (Männer: 28:55 min; Frauen: 32:55 min) wo in Angriff nehmen werden.
Für manche mag die Ankündigung Homiyu Tesfayes, im EM-Jahr auf die längeren Distanzen zu wechseln, überraschend gewesen sein. Mit seinen Leistungen über 10 Kilometer (57:54 min) und dem Halbmarathon (61:20 min) hat der Frankfurter sein Potenzial auf den längeren Strecken aber längst angedeutet. Für den Langstrecken-Bereich im DLV kann sich dies nur belebend auswirken. Schon als 19-Jähiger war Tesfaye 2013 in Bremen erstmals Deutscher Meister über 10.000 Meter (29:08,44 min) geworden.
Homiyu Tesfaye klarer Favorit
Homiyu Tesfaye gilt in Pliezhausen als klarer Favorit. Titelverteidiger Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) wird zusammen mit seinem Vereinskameraden Florian Orth ebenfalls um den Titel mitlaufen wollen. Gespannt sein darf man in der Tat, was Mittelstreckler Orth auf der längeren Distanz leisten kann. Amanal Petros (SV Brackwede) und Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) wollen zwar auch in Pliezhausen an den Start gehen, jedoch erst einen Tag später am 13. Mai beim Internationalen Läufermeeting über 3.000 Meter.
Bei den Frauen ist das Starterfeld noch unklar. Anna Gehring (ASV Köln), Corinna Harrer und Miriam Dattke (beide LG Telis Finanz Regensburg) zählen zum Favoritenkreis. Nicht bei der DM in Pliezhausen, dafür in London beim Europacup in London würde die 45-fache Deutsche Meisterin Sabrina Mockenhaupt (LT Haspa Marathon Hamburg) gerne einen Angriff auf die EM-Norm wagen. "Ich möchte unbedingt in Berlin noch einmal dabei sein", sagt die 37-Jährige voll motiviert.
Lokalmatadorin schweren Herzens nicht am Start
Alina Reh (SSV Ulm 1864) wollte sich als Lokalmatadorin in Pliezhausen für die EM qualifizieren. Ein Ermüdungsbruch nach dem Trainingslager in Kempten durchkreuzte jedoch ihre Pläne. "Es tut unheimlich weh, hier in Pliezhausen, wo ich in der Vergangenheit so viele Rennen bestritten habe, nicht dabei sein zu können", trauert sie ihrem verhinderten Saisonstart nach. Reh war mit Krücken und einer Carbonschale am rechten Fuß zur Pressekonferenz gekommen.
"Ich habe die Hoffnung, in Berlin dabei sein zu können, noch nicht aufgegeben", brachte sie ein Stück Optimismus mit. Seit zwei Tagen macht sie Aqua-Jogging. Ein MRT in der kommenden Woche in der Ulmer Uniklinik soll Aufschluss über den Heilungsprozess geben. "Für die Heim-EM in Berlin bin ich bereit, ein gewisses Risiko einzugehen", sagt Alina Reh.
Die 10.000 Meter-DM ist in der 48-jährigen Leichtathletik-Geschichte des 10.000-Einwohner-Orts die erste nationale Meisterschaft. Pliezhausen hatte sich als Austragungsort zahlreicher Länderkämpfe und regionaler Meisterschaften sowie dem traditionellen Internationalen Läufermeeting ("Krumme Strecken") einen Namen als Ausrichter von Laufevents gemacht. Der mehrfache Deutsche Hindernismeister und Europacupsieger 2007, Filmon Ghirmai, trug jahrelang das Trikot des LAC Pliezhausen.