Top-Leistungen von Burkard und Mihambo
Die Jubiläumsauflage stand pandemiebedingt unter besonderen Vorzeichen: Ohne Zuschauer im Stadion und als Veranstaltung für Kaderathleten und „Profi-/Spitzensportler“, die das Engagement der Veranstalter vom LV Pliezhausen am Samstag mit sportlichen Höchstleistungen und viel Lob zurückzahlten.
Als Weitsprung-Weltmeisterin war Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) die prominenteste Athletin beim Pliezhäuser Läufermeeting. Mit zwei Schnelligkeitstests ist die 27-Jährige vielversprechend in die Olympia-Saison gestartet. Über 150 Meter siegte sie in 17,44 Sekunden vor Laura Müller (SV GO! Saar 05, 17,55 sec). „Dafür, dass ich bisher nur ein Startblocktraining absolviert habe, bin ich mit meiner Sprintleistung sehr zufrieden“, sagte die selbst überraschte Mihambo.
Im zweiten Sprint über 300 Meter musste sich die Weitsprung-Spezialistin (37,47 sec) einer starken Laura Müller geschlagen geben, die in 37,42 Sekunden gewann. Am 21. Mai in Dessau steht dann der erste Weitsprung-Wettbewerb an. Die Anspannung für Tokio steige jede Woche. „Ich versuche aber den Druck von außen so gut es geht auszublenden. Ich fokussiere mich auf mich, mein Training und meine Regeneration“, verrät Mihambo nach ihrer eindrucksvollen Premiere in Pliezhausen.
Meeting-Rekord für Lokalmatadorin Burkard
„Ich gehe in jedes Rennen mit dem Mindset, gewinnen zu wollen“. Ihrem eigenen Anspruch ist Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) mehr als gerecht geworden. Über 2.000 Meter Hindernis sorgte sie mit einer Tempoverschärfung 600 Meter vor Schluss für die Entscheidung und schnappte mit 6:15,28 Minuten der WM-Dritten von 2019, Gesa Felicitas Krause, den Meeting-Rekord (bisher 6:15,52 min) weg.
„Als nächstes möchte ich meinen Deutschen Meistertitel verteidigen“, gibt sich die Wahl-Tübingerin selbstbewusst. Der Norm für Olympia gelte dann ihr ganzer Fokus. Bei den Männern wäre Hindernis-Debütant Jens Mergenthaler (SV Winnenden, 5:32,89 min) fast in die Top 6 des Meetings vorgestoßen.
Dreifach-Hallenweltmeister Maslák im Fotofinish geschlagen
Die Sprints der Herren standen ganz im Zeichen der Premiere des mit zwölf internationalen Medaillen dekorierten Tschechen Pavel Maslák. Über 150 Meter (15,74 sec) wurde er seiner Favoritenrolle noch gerecht, bevor ihm über 300 Meter Landsmann Patrik Šorm zeitgleich (33,25 sec) auf der Ziellinie den Sieg wegschnappte. Maslák zeigte sich dennoch angetan von der Veranstaltung: „Es war mein erster Start hier in Pliezhausen. Natürlich ist es fantastisch, dass das Meeting in diesen schwierigen Zeiten stattfinden kann. Ich mag das Stadion und vielleicht komme ich nächstes Jahr wieder und laufe wieder schneller.“
Eine ganz schnelle Zeit zum Saisoneinstieg boten dagegen schon die Nachwuchssprinterinnen von Bundestrainer Alex Seeger (Gomaringen) an. Das U20-Quartett (Sophie Bleibtreu, Sina Kammerschmitt, Fabienne Fliedner, Laura Raquel Müller) überzeugte über 4x100 Meter in 44,67 Sekunden – souveräne Norm für die U20-WM (Nairobi/Kenia) und EM (Tallinn/Estland). Dort kann die Staffel auf die Medaillenränge schielen, äußerte sich Seeger optimistisch. Die Voraussetzungen waren dabei in den letzten Monaten nicht leicht, da Staffel-Wettbewerbe während der Pandemie komplett aus dem Kalender gestrichen wurden, erklärte der Bundestrainer: „Für uns ist es ein Novum, dass die Staffel wieder im Wettkampf laufen kann. Den Aufwand, den Pliezhausen für dieses Meeting betreibt, ist aller Ehren wert!“
Seriensiegerin Hering schlägt über 600 Meter wieder zu
Bereits drei Mal stand Christina Hering (LG Stadtwerke München) ganz oben auf dem Podest im Schönbuchstadion. Mit einem couragierten Auftritt über 600 Meter und einer Top-Zeit von 1:26,61 Minuten, nur eine Sekunde hinter dem Meeting-Rekord, triumphierte sie erneut. Der Sieg war jedoch kein Selbstläufer. Angelika Sarna aus Polen (1:27,30 min) und Claire Mooney (Irland, 1:28,70 min) saßen der Münchnerin bis zum Schluss im Nacken. „Für uns Läufer herrschen hier stets perfekte Bedingungen. Ich bin in guter Verfassung, mein großes Ziel dieses Jahr ist natürlich Tokio“, sagte Hering.
Dieses Ziel hat auch Katharina Trost (LG Stadtwerke München) im Fokus. Dafür ist über 800 Meter eine Zeit unter 2:00 Minuten gefordert, weiß die Münchnerin. Auf dem Weg dahin stellte sie beim Läufermeeting schon einmal eine starke 1.000 Meter-Zeit auf. Mit 2:38,16 Minuten fehlte nur ein Wimpernschlag zum Meeting-Rekord (2:38,01 min). „Mit der Zeit bin ich total zufrieden“, stellte sie fest. „Das nächste Ziel ist die Deutsche Meisterschaft im Juni.“
Das 1.000 Meter-Rennen der Männer war eines der spannendsten des Tages. Gleich vier Athleten blieben unter 2:20 Minuten. Als Überraschungssieger schob sich Julian Ranc aus Frankreich kurz vor der Ziellinie nach vorne und in 2:18,92 Minuten auf Rang drei der Meeting-Topliste. Hinter dem Tschechen Jan Friš (2:19,15 min) lief Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) als bester Deutscher in 2:19,20 Minuten Bestzeit. Dicht dahinter kam der nach einem Ausflug auf die Marathon-Distanz auf die Bahn zurückkehrende Homiyu Tesfaye (TSV Pfungstadt) auf Platz vier (2:19,52 min).
Gelungenes Comeback und Spitzenzeit über die Hürden
Über die 400 Meter Hürden meldete sich Carolina Krafzik (VFL Sindelfingen) nach verletzungsbedingtem Trainingsausfall im Winter eindrucksvoll zurück. Die WM-Halbfinalistin 2019 lieferte sich wieder ein spannendes Duell mit Djamila Böhm (TV Wattenscheid 01), die bei der letzten Auflage die Nase vorn hatte. Doch diesmal drehte Lokalmatadorin Krafzik (57,69 sec) den Spieß um und siegte vor Böhm (57,85 sec).
Auch bei den Männern war Bundestrainer Volker Beck mit nahezu der kompletten deutschen Hürden-Elite zu Gast. Dabei lief der erst 21-jährige Emil Agyekum (SCC Berlin) mit einer starken Zeit (49,77 sec) ins Rampenlicht – schneller als bei seinem Vize-DM-Titel 2020. Joshua Abuaku (LG Eintracht Frankfurt) wurde beim Saisoneinstieg Zweiter (51,26 sec).
Viel Lob der nationalen und internationalen Athleten für die Veranstalter
Seine vierte Olympia-Teilnahme peilt Jakub Holuša an, der das 3.000 Meter-Rennen souverän für sich entschied (8:07,89 min). Der Tscheche freut sich daher über eine Wettkampfgelegenheit wie beim Läufermeeting, das er mit besonderen Erinnerungen verbindet: „Pliezhausen war vor 14 Jahren der Beginn meiner internationalen Karriere.“
Spannend bis zum Schluss gestaltete sich dagegen das Frauenrennen über 3.000 Meter, in dem sich Vera Coutellier (9:08,50 min; ASV Köln) gegen Denise Krebs (9:10,08 min; TSV Bayer 04 Leverkusen) durchsetzte. Beide sparten wie viele der Athleten nicht mit Lob für die Veranstalter: „Die Stimmung war auch ohne Zuschauer irgendwie spürbar“, sagte Krebs. Coutellier ergänzte: „Unter den Corona-Bedingungen haben es die Organisatoren richtig gut gelöst und eine Kombination aus Sicherheit und sportlichem Wettbewerb gefunden.“
So zieht auch Meeting-Direktor Thomas Jeggle ein zufriedenes Fazit: „Wir haben es geschafft, auch ohne Zuschauer für Wettkampf-Atmosphäre im Stadion zu sorgen. Dass es so gut geklappt hat, entschädigt für viele schlaflosen Nächte.“ Er fügte hinzu: „Nichtstun wäre die deutlich schlechtere Alternative gewesen.“ Mit der Livestream-Premiere gelang es zudem, den Spitzensport im Schönbuchstadion einem noch breiteren Publikum zu präsentieren.