Tizian Lauria stößt 21,15 Meter
Beste äußere Bedingungen und eine gut organisierte Veranstaltung forderten die Athleten im Alfred-Barner-Stadion zu Höchstleistungen heraus.
Welches die wertvollste Leistung an diesem Abend war ist gar nicht so einfach festzustellen, der absolut größte Paukenschlag kam aber im fünften Durchgang des Kugelstoß Elite-Wettkampfes: Tizian Noah Lauria wuchtete die Sechskilokugel vor über 100 begeisterten Zuschauern auf unglaubliche 21,15 Meter – Weltjahresbestleistung der männlichen U20!
Schon vorher hatte der Werfer vom VfL Sindelfingen sein Potential angekündigt, mit 20,34 Meter im zweiten Versuch sich auf Platz eins der deutschen Bestenliste 2022 gesetzt und im vierten Versuch mit 20,39 Meter bereits die Führung der Weltbestenliste erkämpft. Sein erster Stoß über 21 Meter und der letzte Versuch mit 20,64 Metern sind eine beeindruckende Serie mit der er sein wahres Leistungsvermögen und Können aufzeigte. Tizian war natürlich überglücklich, verzichtete auf das Diskuswerfen und kündigte an: „Ich möchte bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm Mitte Juli unter die ersten zwei und bei den U20-Weltmeisterschaften in Cali, Kolumbien, Anfang August im Finale vorne mitmischen“.
Nervenstark und motiviert war Simon Bayer, der aktuell beste deutsche Kugelstoßer der Männer. Nach mehreren guten Stößen an die 20-Metermarke – bereits im ersten Versuch hatte er den 25 Jahre alten Stadionrekord von Andreas Deuschle, Salamander Kornwestheim (18,63 m), der ihn an der Wettkampfanlage anfeuerte, mit 19,61 Metern übertroffen – haute er im letzten Versuch noch einen raus und ließ mit 20,41 Metern eine neue persönliche Bestleistung und damit auch eine neue deutsche Jahresbestleistung folgen. Der Werfer vom VfL Sindelfingen überraschte die Zuschauer mit seiner perfekten Drehstoßtechnik – wie schnell sich ein Kraftpaket im Wurfkreis drehen kann – eine seiner Stärken für große Weiten. Simon möchte am übernächsten Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften den Titel holen und sein großes Ziel ist die Finalteilnahme bei der EM in München Mitte August.
Insgesamt drei Para-Athleten waren in Riederich am Start, der Liebling der Zuschauer war natürlich Paralympics-Sieger Niko Kappel. Schon vor dem Wettkampf deutete er an, dass ein neuer Weltrekord, er hält ihn seit kurzem mit 14,99 Meter, wohl nicht möglich ist. Aber er ging hochmotiviert seine Versuche an, kam im vierten Versuch mit 13,92 Metern knapp an die 14 Meter Marke heran und ließ im fünften Versuch seine Siegesweite von 14,04 Meter in der Klasse F41 folgen. Damit war er absolut zufrieden: „Ihr müsst bedenken, dass man vor einem Jahr mit 14,06 Meter Paralympics-Sieger wurde, mit einer Weite über 14 Meter bin ich immer zufrieden“.
Den Rekord gab es dann in der Klasse F40. Yannis Fischer vom VfB Stuttgart, stieß die Vier-Kilo-Kugel erstmals über die Elfmeter-Marke und verbesserte damit seinen eigenen Deutschen Rekord auf 11,04 Meter. Damit war der sympathische Sportler sehr glücklich, bedauerte aber, dass es in 2022 für ihn und die Para-Sportler keine internationalen Wettkämpfe gibt und er so am kommenden Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften seinen Höhepunkt hat. Danach beginnt die Vorbereitung für die Weltmeisterschaft in Paris 2023.
Beim Diskuswerfen war Daniel Wrobel der absolute Star. Der Olympiateilnehmer von Tokio erzielt bereits im zweiten Versuch mit hervorragenden 62,73 Meter einen neuen Stadionrekord und ließ noch zwei weitere Versuche über 61 Meter folgen.
Der schwäbische Werfer war bis im letzten Jahr für den SC Magdeburg am Start, musste sich dann nach dem Tod seines Trainers umorientieren, zog wieder zurück nach Esslingen und schloss sich erneut seinem Herzensverein VfB Stuttgart an. In Tokio hatte sich der Werfer mit einer Bestleistung von 67,30 Meter am Ellbogen verletzt und musste operiert werden. Seit April kann er wieder werfen und ist mit seiner Jahresbestleistung von 63,56 Meter und den 62,73 Meter in Riederich zufrieden. Bei der DM in Berlin am übernächsten Wochenende möchte er mindestens seinen Vizemeister verteidigen, aber das Ziel sei der Deutsche Meister Titel, kündigte er an.
Für die EM in München warte er einfach ab, ob die Norm noch kommt, wenn nicht startet die die Vorbereitung auf die nächste Olympiade 2024.
Im weiblichen Bereich überzeugte Nina Ndubuisi von der SG Schorndorf 1846: Mit 46,56 Meter steigerte sich die U20-Athletin auf Platz 12 der deutschen Bestenliste und verbesserte ihre persönliche Bestleistung um mehr als sechs Meter.
Ihre eigentliche Stärke hat sie aber im Kugelstoßen, worauf sie in Riederich aufgrund einer Kapselverletzung leider passen musste. Die aktuell beste deutsche U20-Kugelstoßerin (15,63 m) merkte an: „Mein Ziel ist es, bei den Deutschen Meisterschaften unter die ersten zwei zu kommen und bei der U20 Weltmeisterschaft in Kolumbien im August das Finale zu erreichen“.
Landestrainer Peter Salzer war aufgrund er vielen Top-Leistungen emotional fast erschöpft: „Das war doch ein Super-Wettkampf mit vielen herausragenden Leistungen. Es gab ja auch viele weitere Bestleistungen, so hat ja beispielweise Anna-Maria Weber von der LG Lauter im Kugelstoßen erstmals die Quali für die Deutschen Meisterschaften in Bremen geknackt und sich um rund einen Meter gesteigert.
Das war ein absolutes Highlight im Jubiläumsjahr für den TSV Riederich. Danke für die gute Organisation, wir kommen gerne wieder“.