Rudi Felger: Baumeister der württembergischen Leichtathletik verstorben
Athlet, Trainer, Funktionär, Veranstalter – der Backnanger Rudi Felger war in allen Bereichen des Sports zuhause und damit ein Baumeister der württembergischen und nationalen Leichtathletik und kannte diese wie kein anderer. Im Buch „Momente“, anlässlich 40 Jahre WLV 1991 erschienen, beschrieb Felger seinen Werdegang („Unruhe kann Fortschritt sein“) von der Nachkriegs-Leichtathletik bis in die Gegenwart eindrücklich.
1951 begann seine sportliche Laufbahn beim Staffellauf in Marbach. Es war die Zeit der Aschenbahnen, wo man mit einem „Schäufele“ noch die Startlöcher graben musste und man zum Wettkampf mit dem Fahrrad von Backnang nach Heilbronn fuhr. Obwohl sich der legendäre (Stabhochsprung) Trainer Ernst Wurfer bemühte, wurde Felger erfolgreicher Hürdenläufer.
Als deutscher Hallenmeister 1957 scheiterte Felger 1960 in Erfurt bei der gesamtdeutschen Ausscheidung für die Olympischen Spiele in Rom nur knapp. Als Hürden-Bundestrainer (1974 bis 1986) und WLV-Cheftrainer betreute er erfolgreiche Athleten wie die vielfachen deutschen Meister Dieter Gebhard (Kornwestheim), Karl-Werner Dönges (Sindelfingen), Axel Schaumann (Kappelberg) und Jürgen Schoch (Kornwestheim). Als Sportwart, WLV-Vizepräsident und Mitglied im LSV Baden-Württemberg trugen viele strukturelle Maßnahmen und Errungenschaften im Leistungssport die Handschrift von Rudi Felger. Er war ein Impulsgeber über Jahrzehnte. Nebenher war er in der Sport-Entwicklungshilfe in Asien und Südamerika tätig.
„Herz immer am Puls der Leichtathletik“
„Rudi Felger war mehr als Trainer und Sportwart, er war Sportpolitiker mit regionaler und nationaler Ausstrahlung“, sagt der langjährige WLV-Geschäftsführer Norbert Brenner im Rückblick. WLV-Ehrenpräsident Karl-Heinrich Lebherz war Schulkamerad von Felger in Backnang, und genau dieser holte ihn 1993 als Präsident in den Verband. „Ich hatte ihn ob seines vielseitigen Engagements in Backnang immer bewundert“, sagt der 88-jährige Lebherz heute.
Jürgen Scholz, mit 18 Jahren Amtszeit am längsten WLV-Präsident, findet bemerkenswert, wie Felger den latent vorhandenen (sportlichen) Konflikt Salamander Kornwestheim-VfL Sindelfingen sensibel gesteuert hat. „Rudi Felger war ein Top-Funktionär, der das Herz immer am Puls der Leichtathletik hatte“, beschreibt ihn Scholz.
„Glücksfall für die Leichtathletik“
So machte er als Leiter des Sport- und Bäderamts in Sindelfingen den Glaspalast zum Olympiastützpunkt für Leichtathletik und Judo und das Badezentrum zum Landes-Leistungszentrum für Schwimmen. Weggefährten beschreiben Felger „als geradlinige, konsequente und zielstrebige Persönlichkeit“. Sein Stellvertreter als Sportamtsleiter Thomas Jeggle (Pliezhausen) kennzeichnet ihn als „scharfsinnigen Analytiker, der seine Ziele konsequent verfolgte“.
Der DLV würdigte ihn 1999 als „Glücksfall für die Leichtathletik“ mit dem Ehrenschild des Verbandes. Rudi Felger verstarb am 6. Januar in Sindelfingen im Alter von 87 Jahren. Auch als jahrelanger Begleiter: Danke Rudi!