Patrick Domogala – Eine außergewöhnliche Karriere im MTG-Trikot
Er war der Unvollendete. Sprinter Patrick Domogala von der MTG Mannheim rannte 21 Jahre in den Stadien über Kunststoffbahnen und zählte zu den schnellsten Sprintern Deutschlands. 2019 war er in 20,77 Sekunden deutscher Hallenmeister geworden. „Am Ende habe ich vielleicht nicht alle meine Möglichkeiten ausgeschöpft“, sagt der 31-Jährige am Ende seiner Karriere. In dieser Woche hat Domogala seine Laufbahn beendet und die Rennschuhe für immer in die Ecke gelegt.
„Ich habe im Leistungssport eine tolle Zeit erlebt“, zieht er eine positive Bilanz. Patrick Domogala war 2019 Deutscher Hallenmeister über 200 Meter, startete 2018 bei den Europameisterschaften in Berlin in der 4x100 Meter-Staffel und war Mitglied der deutschen Staffel, die bei den World Relays Bronze gewann. Mit seiner 100 Meter-Bestzeit von 10,22 Sekunden liegt er in der ewigen deutschen Bestenliste unter den besten 30, über 200 Meter steht seine Bestzeit bei 20,64 Sekunden. 16 nationale und zwei internationale Medaillen hat er gewonnen.
„Patrick war ein ganz großes Sprinttalent, er wurde aber immer wieder durch Verletzungen ausgebremst“, merkt Michael Manke-Reimers zum Karriereende seines Schützlings an. Im Staffelrennen sei Domogala direkt gegen Weltrekordler Usain Bolt mit fliegenden 9,11 Sekunden über 100 Meter eine überragende Zeit gelaufen, die bis zu diesem Zeitpunkt kein anderer deutscher Sprinter hingelegt hatte. Zusammen mit Huke, Menga und Erewa hält Domogala mit 1:21,26 Minuten bis heute den deutschen Rekord über 4x200 Meter, gelaufen in Yokohama (Japan).
Aufgefallen war der neunjährige Patrick bei den Bundesjugendspielen als der mit Abstand schnellste Junge. Der Weg führte ihn zur MTG Mannheim zunächst zu Iris Manke-Reimers, die jetzt auch Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye hervorbrachte. Dann nahm sich deren Mann Michael Manke-Reimers dem Sprinttalent an und führte ihn in die deutsche Spitzenklasse. „Wir hatten so etwas wie eine Vater-Sohn-Beziehung“, sagt der Trainer im Rückblick und Domogala ergänzt: „Ich habe in meinem Trainer einen Freund fürs Leben gefunden“.
Es ist schon ungewöhnlich, dass eine Athlet-Trainer-Beziehung 21 Jahre hält. Ein erster Höhepunkt für Domogala war die Bronzemedaille, die er 2010 bei den Olympischen Jugendspielen gewann. Sie war der Startschuß für eine professionelle Sprintkarriere. Zweimal wurde er deutscher Vizemeister über 200 Meter. 2021 schien sich sein Traum von einem Olympiastart zu erfüllen, als er vor den Olympischen Spielen auf Platz drei im DLV rangierte. Doch zu seiner großen Enttäuschung wurde der Mannheimer nicht in die Olympiastaffel berufen. „Verpasste Chancen kann man im Spitzensport nie wieder ausgleichen“, bedauert auch Manke-Reimers diesen Makel.
Dafür hat er ein anderes großes Los im Sport gezogen: Patrick lernte auf der Kunststoffbahn seine Lebenspartnerin kennen. Mit Nadine Gonska, zweimalige Olympiateilnehmerin (Rio 2016 und Tokio 2021), zehnfache deutsche Meisterin über 200, 400 Meter und in der Staffel, hat er inzwischen einen zweijährigen Sohn. Domogala hat neben dem Sprint die duale Karriere im Leistungssport geschafft und ist nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre inzwischen bei der Sparkassenversicherung gelandet. „Ich bin dadurch weich gefallen“, sagt der 31-Jährige und verbindet damit auch den Dank für die Unterstützung in der MTG Mannheim.
Im Februar 2024 hat Patrick Domogala bei den Deutschen Meisterschaften in Leipzig letztmals die Spikes geschnürt und mit der MTG-Staffel noch einmal Bronze gewonnen. Ein ganz persönlicher Triumph, als waschechter Mannheimer 21 Jahre im MTG-Trikot gelaufen zu sein. Außergewöhnlich, dieser Domogala.