„Mein erster Einsatz hat mein Leben nachhaltig verändert“
Die Stadionsprecherinnen und Stadionsprecher haben eine große Verantwortung. Das Gleiche gilt für die Hallensprecherinnen und Hallensprecher. Sie können mit ihren Durchsagen dafür sorgen, dass das Publikum das eigene Team lautstark unterstützt. Genau so sind sie aber in der Lage dafür zu sorgen, dass die Zuschauer bei strittigen Entscheidungen Ruhe bewahren.
„Mein erster Einsatz hat mein Leben nachhaltig verändert“
Wie kam es zum Engagement am Mikrofon und was war der erste Einsatz?
Mangels Budget habe ich mich bei einer meiner Veranstaltungen damals quasi „selbst gebucht“. Im Mai 2000 hatte ich beim „mz3athlon“ meinen ersten Einsatz. Es war ein guter Tag, sagen andere. Dieser Tag hat jedenfalls mein Leben nachhaltig verändert. Der erste „Fremdeinsatz“ war dann beim Triathlon der TF Feuerbach im Höhenfreibad Killesberg.
Was war bislang der Höhepunkt?
Schwierige Frage. Nach meinem Verständnis gibt es für mich keinen Höhepunkt. Ich bin Dienstleister für die Veranstaltung und trage einen kleinen Teil dazu bei, dass Abläufe funktionieren. Ich schaffe Freiräume für das Orga-Team und möchte den Teilnehmer:innen das Erlebnis bestätigen – mit Freude und Würde. Ob es sich dabei um eine kleine oder eine größere Veranstaltung handelt, spielt für mich keine Rolle. Beeindruckend war die Gedenkminute für einen tödlich verunglückten Skater kurz vor dem Start des Stuttgart-Laufes. 15.000 Menschen. Totenstille. Das ändert zwar nichts an dem traurigen Ereignis. Dennoch Gänsehaut. Und stärkt die Hoffnung und das Vertrauen in die Menschheit.
Und was ist negativ in Erinnerung geblieben?
Kurz überlegen. Mhhhh. (...) Lange überlegen. Kratz. (...) Nichts.
Welche Anekdote bleibt in Erinnerung?
Ich ziehe die Strickmütze vom Kopf – „das ist Punk“. Das war das Motto einer Veranstaltung, die ich modereriert habe – nämlich „Cobble Hoppel“ in Marbach. Niemand wusste es im Vorfeld und keiner hatte es geahnt. Seither trage ich die Haare meist bunt.
Welches ist der beste Song?
Wenn’s mir möglich ist und erlaubt und ich dran denke, dann lasse ich als letztes Lied gerne „Für mich soll's rote Rosen regnen“ spielen. Wenn dieses Lied läuft, dann kann man nachdenklich und beschwingt begreifen, was in den Stunden zuvor so alles geschehen ist.
Gibt es ein wichtiges Ritual?
Gott sei Dank habe ich keins. Ich würde es eh vergessen (lacht). Wobei mein letzter Satz bei einer Moderation in der Regel lautet: „Es lebe der Sport!“
Welche Kollegin oder welchen Kollegen finden Sie klasse?
Kjell Erik Kristiansen. Als Kollegen würde ich ihn nicht bezeichnen. Ist eine andere Liga und zudem Wintersport. Die Empathie, die Wortgewandtheit, die Situation begreifen und schildern – das alles in Sekunden und vielsprachlich. Spannung aufbauen. Wissen und nicht prahlen. Das kann er alles. Das ist sehr beeindruckend.
Wo wäre ein Engagement undenkbar?
Fast alles ist denkbar – sofern es mit meinen Werten vereinbar ist. Nur sollte ich halt ein wenig Ahnung davon haben. Etwas anlesen bringt keine Empathie, da habe ich keine Lust drauf. Von einer Hundeprämierung würde ich zum Beispiel Abstand nehmen. Hund, Frauchen, Herrchen und die Hausmeisterin würden mich im Nachhinein sicher hassen (lacht).
Wie hält man die Stimme fit?
Viel reden und bewusst schweigen.
Wenn die Möglichkeit bestünde, dass ein Wunsch in Erfüllung gehen würde …
Eins vorneweg: Ich glaube nicht an diese Wunschfee. In diesem Zusammenhang würde ich aber gern wissen, wie man denn eine männliche Fee nennt? Oder gibt’s die etwa nicht?! Eins ist mir in diesem Zusammenhang wichtig zu sagen: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, dass eine vom anderen zu unterscheiden.“
Achim Seiter ist als Sprecher bei zahlreichen Leichtathletik- und Triathlon-Veranstaltungen im Einsatz. Seine Stimme ist u.a. beim Stuttgart-Lauf, beim Bottwartal-Marathon und beim Bietigheimer Silvesterlauf zu hören. Obwohl er sich die Domain „SuperSeiter“ gesichert hat, hat sich dieser Spitzname nie durchgesetzt.