Mathias Brugger verabschiedet sich vom Zehnkampf
Er hat in den zurückliegenden Jahren noch einmal viel investiert, in den Traum von den Olympischen Spielen in Tokio und zuletzt den Start bei der Heim-EM in München. Leider ohne Happy End: Sowohl der Zehnkampf von Tokio als auch der von München fanden ohne Mathias Brugger statt. Und dennoch kann der Athlet vom SSV Ulm 1846 auf eine bemerkenswerte Karriere zurückblicken, wie so häufig in einem Sportlerleben mit Höhen und Tiefen.
Der Stern von Mathias Brugger ging früh auf, 2011 wurde er hinter dem aktuellen Weltrekordler Kevin Mayer (Frankreich) Vize-Europameister der U20 und näherte sich damals in Tallinn (Estland) schon bis auf 147 Zähler der 8.000-Punkte-Marke. Weitere vier Jahre sollte es jedoch dauern, bis er nach einer hartnäckigen Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber und dem Wechsel zum heutigen Bundestrainer Christopher Hallmann die magische Marke überbieten konnte – zum ersten von insgesamt sieben Malen.
Eine WM- und drei EM-Teilnahmen
2016 bahnte sich der Durchbruch von Mathias Brugger in die Weltspitze an, mit einer glänzenden Hallensaison und der Bronzemedaille bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Portland (USA). Zehnkampf-Resultate von 8.294 und 8.304 Punkten, erzielt im Mehrkampf-Mekka Götzis (Österreich), unterstrichen in den Jahren 2017 und 2018 das Potenzial des Mehrkämpfers.
Immer wieder verhinderten jedoch auch Verletzungen, besonders hartnäckige Kniebeschwerden an der Patella-Sehne, dass der Ulmer bei internationalen Höhepunkten sein Leistungsvermögen abrufen konnte. So bleibt bei drei EM-Teilnahmen und einem WM-Start unter dem Strich Platz neun bei der EM 2016 in Amsterdam (Niederlande) als bestes internationales Zehnkampf-Resultat. Hinzu kommen zwei weitere Teilnahmen bei Hallen-Europameisterschaften sowie der besagte Hallen-WM-Start in Portland.
Gegen alle 9.000-Punkte-Athleten angetreten
Jetzt also ist nach 14 Zehnkampf-Jahren Schluss für Mathias Brugger. Nach einer frühen Ausbildung bei der Sparkasse Ulm hat er in den vergangenen Jahren mit einem Bauingenieur-Studium die Weichen für die zweite Karriere gestellt. Im Herbst trat er nun seine erste Vollzeit-Stelle als Bauleiter an.
"Die eine Tür schließt sich, die nächste hat sich direkt für mich geöffnet", sagt Mathias Brugger. "Den Traum von den Olympischen Spielen habe ich mir nicht erfüllt, aber der Gedanke daran schmerzt mich nicht. Ich hatte das Glück, dass ich mich trotzdem mit den Allerbesten der Welt messen durfte, ich bin gegen alle 9.000-Punkte-Zehnkämpfer angetreten: Roman Sebrle, Ashton Eaton, Kevin Mayer und Damian Warner."
Der Sport habe ihn vieles gelehrt, was er jetzt in den neuen Lebensabschnitt mitnehmen kann. Ganz besonders aber habe er ihm viele besondere Momente beschert, viele tolle Eindrücke – und viele bleibende Bekanntschaften: "Ich bin froh, dass ich den Weg zur Leichtathletik und zum Zehnkampf gefunden habe. Es haben sich viele Freundschaften gebildet, die bleiben werden. Und ich habe durch den Sport meine Frau Maria kennengelernt. Ich nehme viel Positives mit und vermisse bisher nichts. Schon in München bei der EM habe ich es genossen, einfach nur zuzuschauen."