Krafzik stürmt ins WM-Semifinale
Und Carolina Krafzik hatte Grund zum Jubeln: sie hat sich fürs Semifinale qualifiziert und wird morgen um 21:05 Uhr für Deutschland erneut in den Startlock steigen. „Wahnsinn“, schrie sie vor dem Monitor heraus, als die Bestätigung für ihre Quali kam.
Dienstag, der bislang mit 40 Grad heißeste Tag bei dieser WM in Doha. Carolina Krafzik gibt ihr Debüt im Nationaltrikot. Das Ziel eines jeden Sportlers. Sie steht am Start zu den 400 Meter Hürden. Noch bei der Hallen-DM 2018 war sie über 60 Meter Hürden am Start. Ihr Trainer Werner Späth überzeugte sie vom Umstieg auf die Langhürden. Der erfahrene Späth hatte erkannt, dass sein Schützling einem langen Schritt folgte, für die schnellen Kurzhürden jedoch nicht die entsprechende Schrittfrequenz hat. Die Entscheidung war ein Glücksfall für die angehende Lehrerin.
Schon bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin Anfang August landete die quirlige Läuferin aus Niefern-Öschelbronn einen Überraschungscoup: Sie wurde Deutsche Meisterin vor der dreifachen Meisterin Jackie Baumann aus Tübingen und unterbot die WM-Norm mit 55,64 Sekunden deutlich. Der DLV nominiert sie auch ohne B-Norm für Doha. Was für ein Aufstieg.
Krafzik steht bereit auf Bahn. Zehn Hürden sind vor ihr aufgestellt. Das Feld ist gestartet, gut aus dem Block Krafzik. Sie rennt gegen die Weltklasse. Vier Läuferinnen haben eine bessere Saisonleistung aufzuweisen. 55,93 Sekunden - die zweitbeste Zeit ihrer Laufbahn. „Lauf deinen Lauf", hatte ihr Trainer Späth mit auf den Weg gegeben. Am Ende führt er sie auf Platz 19 unter 39 Läuferinnen.
„Ich bin so stolz auf mich“, sprudelte es aus ihr heraus. Dabei sein war ihr Ziel, und jetzt dieser Erfolg. Die Freude an der Leichtathletik bringt sie in jedem Wort zum Ausdruck. „Daheim sitzen in Niefern alle am Fernseher, und alle sind stolz.“ Die WM in Doha empfindet sie als Geschenk. Erst zwei Jahre läuft sie die 400 Meter. Die Liebe zur Leichtathletik, der sie in der TSG Niefern begegnet ist, verdankt die nur 1,65 Meter große Athletin ihren Eltern: Ihre Mutter ist als Trainerin aktiv, ihr Vater war selbst aktiver Leichtathlet.
Was kann noch alles kommen?
Im Februar beginnt sie ihr Referendariat an der Grundschule. Parallel geht sie das Ziel Olympische Spiele in Tokio an. 55,40 Sekunden sind als Norm gefordert. „Eigentlich machbar, oder?“ stellt sie fragend fest. Nein, Profi möchte sie nicht sein. „Ich möchte nicht nur Sport treiben“. Das Referendariat möchte sie eventuell um ein halbes Jahr verlängern. Carolina Krafzik – eine Hürdenläuferin mit Leib und Seele.
Mit der WM ist ein Traum in Erfüllung gegangen, den sie zu Saisonbeginn noch gar nicht zu träumen wagte. 2020 stehen die Olympischen Spiele in Tokio an. Ein weiter Weg für das Gespann Krafzik-Späth. Auch den hat Werner Späth mit Athleten schon hinter sich. Ob er den mit Carolina Krafzik auch gehen wird?