Kira Weis: „Die Saison ist unbeschreiblich“
Kira Weis, herzlichen Glückwunsch: Du hast beim Sparkassen-Cross souverän den Sieg eingefahren. Es war ziemlich kalt und windig, wie hat sich das Rennen für dich angefühlt?
Kira Weis:
Es hat sich sehr gut angefühlt. Ein bisschen schwierig war es, sich gegen die Jungs durchzusetzen [im gemeinsamen U20-Rennen; die Red.], es gab einige Rangeleien. Ich glaube, das war gutes Training für die Cross-EM. Dort wird sicher auch gedrängelt. Es hat viel Spaß gemacht!
Dabei ist der Start ins Rennen nicht optimal verlaufen. Was ist genau passiert?
Kira Weis:
Da habe ich kurz mal ein paar Ellenbogen abbekommen und kam dann am Start nicht richtig weg. Gefühlt stand ich noch da, als alle anderen schon losgelaufen sind. Dabei wollte ich heute eigentlich besser starten. Das war suboptimal und muss auf jeden Fall vor der Cross-EM noch besser werden. Danach konnte ich mich aber gut „durchwurschteln“.
Im Anschluss hast du dich frühzeitig von deinen Kontrahentinnen gelöst. War das „Frontrunning“ geplant?
Kira Weis:
Ich laufe nach Gefühl, so bin ich das Rennen auch angegangen, und das hat gut geklappt. Dass die anderen relativ früh schon weg waren, hat sich einfach ergeben. Ich hatte mir gar nichts vorgenommen für das Rennen, Crosslauf hat ohnehin seine eigenen Regeln.
Du kennst die Strecke ziemlich gut, Pforzheim ist nicht weit entfernt von deinem Zuhause. Wann bist du zum ersten Mal hier gelaufen?
Kira Weis:
Das ist sehr lange her: 2013, mit neun Jahren. Da war ich noch sehr klein und bin die kürzeren Strecken gelaufen. Dementsprechend kenne ich das Gelände gut. Pforzheim ist sehr nah an meinem Zuhause und Crosslauf mache ich schon seit jeher gerne.
Die Strecke in Pforzheim zeichnet sich durch viele Hügel und Hindernisse wie Strohballen oder Baumstämme aus, wie gefällt dir das?
Kira Weis:
Die Hügel mag ich ziemlich gerne! Es war ein bisschen matschig, aber das war vollkommen okay. In den vergangenen Jahren war es auch mal deutlich matschiger. Den Baumstamm hinten vor dem Sandkasten fand ich dieses Mal erstaunlich niedrig. Deswegen fand ich die Strecke relativ gut zu laufen. Und der Berg hinten ist einfach cool, weil man eben nicht nur über die Wiese rennt. Das ist abwechslungsreicher Cross und hat richtig Spaß gemacht!
Bei welchen Bedingungen bestreitest du am liebsten Crossläufe?
Kira Weis:
Ich mag es, wenn es bergig ist. Das ist schon geil. Unebenheiten am Boden stören mich auch nicht, ich mag es, wenn der Untergrund ab und zu mal wechselt. Beim Crosslauf muss man sich einfach darauf einlassen und nehmen, was kommt.
Läuferisch bist du eine echte Allrounderin: Auf der Bahn, im Straßenlauf und auch im Cross hast du schon Erfolge gefeiert. Was macht dir am meisten Spaß?
Kira Weis:
Das ist eine sehr schwierige Frage. Am meisten mag ich die Abwechslung: Auf der Bahn ballern macht Spaß, auf der Straße längere Strecken auch mal mit Carbonschuhen durchziehen macht auch Spaß und Cross ist noch mal eine ganz andere Abwechslung, die auch etwas anderes Training erfordert.
Im Straßenlauf hast du vor einigen Wochen für einen Paukenschlag gesorgt: Über zehn Kilometer bist du europäische Jahresbestzeit deiner Altersklasse gerannt [32:31 min; Anm. d. Red.], in Deutschland war in der U20 nur Konstanze Klosterhalfen je schneller...
Kira Weis:
Das hat mich selber total überrascht! An dem Tag hat einfach alles gepasst, wir hatten Top-Wetter, richtig gute Bedingungen und das Laufen hat richtig Spaß gemacht. Ich bin einfach nach Gefühl losgelaufen und dass eine so tolle Zeit rausgekommen ist, hatte ich nicht erwartet. Ich war zuvor noch im Trainingslager und es freut einen natürlich total, wenn sich das Training so gut auszahlt. Dass ich mit meinen beiden Vereinskameradinnen [Pia Kircher und Lisa Maisch, die Red.] auch die deutsche Mannschaftsbestleistung unterboten habe, war etwas ganz Besonderes. Wir kennen uns richtig gut und sind echt gut befreundet. Eine von ihnen wohnt im selben Ort wie ich, wir kennen uns seit frühester Kindheit. Die andere kenne ich seit der dritten Klasse. Deshalb hat es umso mehr Spaß gemacht, gemeinsam einen Rekord zu brechen.
Das Jahr ist zwar noch nicht vorbei, aber Mitte November kann man schon mal ein Zwischenfazit ziehen: Welches Wort fällt dir als Erstes ein, wenn du an die Saison 2023 denkst?
Kira Weis:
Ich würde jetzt „unbeschreiblich“ sagen. Ich glaube, so würde jeder diese Saison kommentieren. Die Saison war unerwartet unbeschreiblich.
Eine internationale Meisterschaft steht für dich noch an: die Cross-EM in Brüssel, für die du dich mit deinem starken Rennen in Pforzheim qualifiziert hast. Vergangenes Jahr hast du bereits Bronze mit der deutschen U20-Mannschaft geholt – was nimmst du dir diesmal vor?
Kira Weis:
In Brüssel will ich so weit vorne mitkämpfen, wie es geht. Die Cross-EM ist mein Höhepunkt diesen Winter, da will ich noch gut abschneiden. Danach möchte ich das Jahr gut ausklingen lassen und nächstes Jahr wieder angreifen.
Das Interview führt Svenja Sapper (leichtathletik.de)