Jubiläumsfeier in Pliezhausen: Tradition, große Namen und hochklassige Leistungen
Das Schönbuchstadion hatte sie fast alle: Mike Powell, Colin Jackson, Nils Schumann oder auch Dieter Baumann. Wer diese Namen hört, denkt vermutlich zuerst an mehrere zehntausend Zuschauer und große Stadien in den Metropolen dieser Welt. Doch tatsächlich waren diese Athleten in der Vergangenheit nicht nur in London, Paris, Berlin oder New York zu Gast, sondern auch bereits im beschaulichen Pliezhausen, etwa 30 Kilometer südlich von Stuttgart gelegen.
Seit 1985 findet in der knapp 10.000 Einwohner zählenden Gemeinde das Meeting der „Krummen Strecken“ statt und bietet den Top-Athletinnen und -Athleten auf ungewöhnlichen Distanzen wie etwa 80, 300 oder 600 Metern eine erste Möglichkeit zur Standortbestimmung vor der Freiluft-Saison. Doch die Leichtathletik hat in dem kleinen Ort sogar eine noch längere Tradition: So führte dort beispielsweise Zehnkämpfer Guido Kratschmer 1975 das deutsche Team zum Länderkampf-Sieg gegen Rumänien. 2022 feiert das Schönbuchstadion nun sein 50. Jubiläum.
Passend dazu erfährt die Pliezhausener Sportanlage in diesem Jahr eine besondere Aufwertung: Einen Tag vor dem traditionellen Internationalen Läufermeeting finden dort am 7. Mai, zum zweiten Mal nach 2018, die Deutschen Meisterschaften auf der Langstrecke statt. „Das ist eine wahnsinnige Wertschätzung für uns und unsere Arbeit“, sagte Ewald Walker, Sprecher des Meetings, am Freitag auf der gemeinsamen Pressekonferenz der DM und des Läufermeetings.
Jürgen Kessing: „Startschuss für eine besondere Freiluftsaison“
„Pliezhausen ist in diesem Jahr der Startschuss für eine besondere Freiluft-Saison mit den Highlights WM und EM“, hob DLV-Präsident Jürgen Kessing die Bedeutung der DM hervor. Vor allem die Titeljagd bei den Frauen verspricht dabei über 10.000 Meter viel Spannung. Neben Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) und Miriam Dattke ist auch Domenika Mayer (beide LG Telis Finanz Regenburg) gemeldet, die erst kürzlich die Marathon-Welt mit ihrem Debüt von 2:26:50 Minuten in Hannover verblüffte.
Möglicherweise wird zudem Alina Reh (SCC Berlin) ihr Comeback feiern, nachdem sie in den vergangenen drei Monaten wegen einer leichten Herzmuskelentzündung ausgebremst wurde. „Ich werde nur starten, wenn ich für meine Ansprüche gut genug in Form und damit konkurrenzfähig bin. Aber ob es klappt oder nicht: Ich freue mich wahnsinnig darauf, bald wieder Rennen zu bestreiten“, sagte sie erst kürzlich leichtathletik.de.
Definitiv plant dagegen Sabrina Mockenhaupt-Gregor (LV Pliezhausen) ihre Rückkehr zu schnellen Zeiten. Nachdem die 45-fache Deutsche Meisterin zuletzt vor allem durch Auftritte in verschiedenen TV-Produktionen wie etwa der RTL-Show „Let´s Dance“ zu sehen war und kaum noch Wettkämpfe bestritt, konnte die 41-Jährige Mitte April beim Paderborner Osterlauf mit 33:51 Minuten wieder leistungssportlich überzeugen.
Sabrina Mockenhaupt-Gregor: „Ich möchte nicht hinterherlaufen“
„Ich freue mich, in die Leichtathletik zurückzukommen. Ich werde bei der Titeljagd vermutlich keine große Rolle spielen, aber ich will sehen, wie weit es in meinem Alter noch gehen kann. Nur Hinterherlaufen möchte ich aber nicht“, sagte sie am Freitag. Bei den Männern zählen Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg), Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) und Homiyu Tesfaye (TSV Pfungstadt) zu den Favoriten auf den Titel.
Bei der Pressekonferenz ebenfalls zu Gast war der ehemalige Läufer der LAV Stadtwerke Tübingen und sechsfache Deutsche Meister Filmon Ghirmai, der von seinen Erfahrungen in Pliezhausen berichtete. „Es war für mich immer ein Heimspiel, was ich sehr genossen habe. Nach der langen Vorbereitung konnte ich es nie erwarten, bis die Saison endlich losgeht. Deswegen war die Freude auf Pliezhausen immer sehr groß, vor allem weil man dort wegen der ungewöhnlichen Distanzen ohne Druck laufen konnte.“
Standortbestimmung für Constantin Preis
Einer der Athleten, die einen Tag nach der DM am Läufermeeting teilnehmen werden, ist Constantin Preis (VfL Sindelfingen), Olympia-Halbfinalist über 400 Meter Hürden. „Ich möchte einfach schauen, wo ich gerade stehe und wie die Technik aussieht“, sagte er und kündigte seinen Start über gleich mehrere der krummen Strecken an. Zugleich gab er einen Ausblick auf seine Ziele im weiteren Saisonverlauf. Neben der EM in München (15. bis 21. August) wolle er auch an der WM in Eugene (USA; 15. bis 24. Juli) teilnehmen und in Berlin bei den Deutschen Meisterschaften (25./26. Juni) seine Erfolgsserie fortsetzen. Zuletzt hatte er dreimal in Folge den Titel über 400 Meter Hürden gewonnen.
Neben Constantin Preis ist mit Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) eines der Aushängeschilder der deutschen Leichtathletik für das Meeting am 8. Mai gemeldet. Wie im vergangenen Jahr möchte die 28-Jährige ihre Sprintqualitäten unter Wettkampf-Bedingungen testen. Rund 400 weitere Athletinnen und Athleten aus insgesamt zehn Nationen sind bisher gemeldet – darunter auch Christina Hering, Katharina Trost (beide LG Stadtwerke München) und Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe). „Wir freuen uns auf ein hochkarätiges Teilnehmerfeld“, kündigte Meeting-Organisator Thomas Jeggle an.
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