Jacqueline Otcheres unglaublicher Sprung ins WM-Finale
„Ja, das ist tatsächlich mein bislang größter Erfolg, ich bin total glücklich“, freute sich die dreifache deutsche Meisterin über ihre Leistung mit einem ungewöhnlichen Anlauf.
Vor einer Woche saß sie morgens um sieben in ihrer Wahlheimat Berchtesgaden auf dem Bett, als der unerwartete Anruf kam: ab zur WM nach Eugene! „Ich war geschockt, denn die WM war eigentlich abgehakt, ich konnte es gar nicht fassen“. Sie fuhr dann nach Mannheim, ihrer zweiten Heimat, um die Koffer zu packen. Dann folgte eine Odyssee zur WM. Mit dem (verspäteten) Zug nach Frankfurt, mit dem Flieger über Frankfurt, Toronto, Portland und dem Bus nach Eugene landete sie schließlich in Hayward Field. „Es war eine lange Reise“. Unter der Woche war sie noch mit den besten deutschen Rodlern, Skeletons und Skifahrern im Bayrischen im Kraftraum, wenige Tage später auf Höhenflug in Oregon (USA).
„Ich bin super glücklich, und werde mich jetzt auf das Finale vorbereiten“ war ihr Focus nach vorne gerichtet. Ihre Vorbereitung auf die Saison war bescheiden. Wegen Corona konnte sie sechs Wochen nicht trainieren. „Da fehlte natürlich auch das Selbstvertrauen“, sagt sie im Rückblick, „mir fehlte das Gefühl für den Anlauf und den Einstichkasten“. Jetzt steht sie im WM-Finale, und hat die Norm für die EM in München noch gar nicht. 4,60 Meter sind da gefordert. „Das hebe ich mir für das Finale am Sonntag auf“, das Selbstbewusstsein ist zurückgekehrt. „Es ist schon lustig, dass ich bei der WM im Finale stehe und für die EM noch gar nicht qualifiziert bin“, wunderte sie sich über sich selber.
Otchere zeichnet Schnelligkeit, turnerische Fähigkeiten und Athletik aus. Und neben der Kunststoffbahn legt sie durchaus auch Modeleigenschaften an den Tag. Sie kommt aus einer sportlichen Familie, hat einen ghanaischen Vater und eine deutsche Mutter, sowie zwei Brüder. Julian, ebenfalls Stabhochspringer, verstarb im Alter von 21 Jahren, weshalb Jacqueline immer auch die Trauer um ihren Bruder mit sich trägt. „Es macht hat mich traurig, dass wir das gleiche Ziel Olympia nicht mehr gemeinsam erreichen können“.
„Mondo“ Duplantis, der Weltrekordler und Überflieger bei den Männer, ist in technischer Hinsicht ihr Vorbild. „Man kann eigentlich von allen lernen“, gibt sie sich fast bescheiden. Gestärkt durch eine Reihe unerwarteter Ereignisse will sie im WM-Finale angreifen.
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