Hochsprung in Eberstadt: Nach dem 40. Jubiläum ist Schluss
„Wir können das Meeting aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr fortführen“, begründete ein bedrückter Sportdirektor Peter Schramm das bevorstehende Ende seines sportlichen Lebenswerks.
„Es ist äußerst schade, dass es das Hochsprung-Mekka nicht mehr geben wird“, kommentierte DLV-Präsident Jürgen Kessing (Bietigheim-Bissingen) die Entwicklung um das Sportereignis mit Weltrang, „damit fehlt künftig ein wichtiges Event in der Veranstaltungsszene“. Vom 24. bis zum 26. August heißt es in diesem Jahr zum 40. und letzten Mal: Hochsprung-Weltklasse unterm Eberfürst, dem Eberstädter Hausberg.
Betroffen zeigte sich auch der zweimalige Eberstadt-Sieger Carlo Thränhardt (Leverkusen). „Eberstadt war mein Leben. Hier war das Fluggefühl so wie nirgends auf der Welt“, würdigte er die Veranstaltung zwischen Wein und Reben. Gleich zu Beginn 1979 hatte Thränhardt gemeinsam mit Olympiasieger Dietmar Mögenburg (Köln) und Gerd Nagel (Frankfurt) durch drei 2,30 Meter-Sprünge den Ruf Eberstadt begründet.
Hautsponsor zieht sich zurück
Mit einem gemessen an der sportlichen Besetzung sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern bescheidenen Gesamtetat von 160.000 Euro musste das Meeting auskommen. Nach dem Rückzug eines Hauptsponsors würden künftig 40.000 Euro fehlen. „Damit wäre das bisherige Niveau nicht mehr haltbar“, sagt Sportdirektor Peter Schramm. Der 75-Jährige weist darauf hin, dass zudem die Altersstruktur der Hauptverantwortlichen deutlich gestiegen sei.
Die Tatsache, dass in Eberstadt über vier Jahrzehnte die weltbesten Hochspringer am Start waren, sei das Hauptverdienst des Athletenmanagers Günter Eisinger (Frankfurt) gewesen. So war der kubanische Olympiasieger und Weltmeister Javier Sotomayor Dauergast und siegte fünfmal.
„Es ist großartig, dass es Menschen gibt, die soviel Herzblut in den Hochsprung investiert haben“, schätzt Carlo Thränhardt, mit 2,42 Meter amtierender Hallen-Europarekordler, das ehrenamtliche Engagement.
40 Jahre Weltklasse mit Rekorden magischen Marken
Zwei Weltrekorde, vier Europarekorde und 18 Landesrekorde wurden unterm Eberfürst aufgestellt. Zudem gelang es den Hochspringern in Eberstadt 238 Mal, das imaginäre Telefonhäuschen zu überwinden und damit die Marke von 2,30 Metern.
Fast sämtliche Olympiasieger und Weltmeister waren in Eberstadt am Start. Die deutschen Sieger hießen: Carlo Thränhardt, Dietmar Mögenburg, Gerd Nagel und Raúl Spank. Bei den Frauen gewannen Ariane Friedrich und Marie-Laurence Jungfleisch (drei Siege), Kajsa Bergqvist (Schweden) zeigte 2006 mit 2,06 Meter den vierthöchsten Sprung der Hochsprung-Geschichte. Innerhalb von 16 Jahren gab es bei den Frauen 18 Sprünge über die Wohnzimmertür (2,00 Meter). „Wir werden alles tun für einen würdigen Abgang“, kündigt Peter Schramm noch einmal „Vollgas“ für sein Team an.
Bericht: Ewald Walker