Warner 8.995 Punkte, Brugger zuversichtlich

  31.05.2021    WLV Top-News WLV Wettkampf BW-Leichtathletik Wettkampfsport Leistungssport
Der Kanadier Damian Warner absolvierte in Götzis mit 8.995 Punkten den viertbesten Zehnkampf aller Zeiten. Die Olympia-Norm von 8.350 Punkten schaffte keiner der deutschen Starter. Mathias Brugger (SSV Ulm 1846) kann dennoch zuversichtlich sein.

Am Ende fehlte weniger als eine Sekunde. Damian Warner gab alles für den 9.000-Punkte-Zehnkampf und rannte an der Spitze des Feldes über die Ziellinie, die Anzeigetafel aber war erbarmungslos. 4:25,19 Minuten brachten dem Kanadier in der Endabrechnung 8.995 Punkte. Ein Ergebnis, über das man eigentlich nur kurz enttäuscht sein kann, schließlich katapultierte es den 31-Jährigen vor bis auf Rang vier der ewigen Weltbestenliste, noch einen Punkt und damit einen Platz vor dem einstigen Weltrekordler Tomáš Dvořák (Tschechien). Zwei Bestleistungen feierten dahinter die Athleten auf den Plätzen zwei und drei: Pierce Lepage (Kanada) steigerte sich mit 4:40,69 Minuten auf 8.534 Punkte, Thomas van der Plaetsen  (Belgien) mit 4:41,39 Minuten auf 8.430 Punkte.

Es waren Resultate, die auch Niklas Kaul und Kai Kazmirek in ihrer Karriere schon erzielt haben. Das Mehrkampf-Meeting in Götzis aber war für die DLV-Athleten eines zum Reinkommen, zum Wiedererlangen von Wettkampf-Routine – das wurde spätestens am zweiten Tag deutlich. Anders als sonst rannte Niklas Kaul über 1.500 Meter nicht dem Feld davon, sondern war in 4:28,86 Minuten der drittschnellste Läufer. Mit 8.263 Punkten sicherte er den fünften Rang ab. An die Highlights der Saison 2019 konnte er damit nicht anknüpfen, zum Resultat von Götzis 2019 aber fehlten nur 76 Zähler. Platz sieben mit 8.190 Punkten gab es dahinter für Kai Kazmirek (4:44,71 min).

Beide haben somit den noch für die Olympia-Qualifikation geforderten Leistungsnachweis von 8.150 Punkten erfüllt. Erst in den Mehrkämpfen in Bernhausen (5./6. Juni) und Ratingen (19./20. Juni) entscheidet sich jedoch final, ob sie damit auch zu den deutschen Top Drei zählen, die nominiert werden. Die Norm von 8.350 Punkten, die sie 2019 überboten haben, ist ein schweres Unterfangen für alle nationalen Konkurrenten, das in Götzis keinem gelang. Mathias Brugger (8.073 Pkt; 4:26,30 min) tankte jedoch als zweitbester Läufer und mit einigen weiteren guten Leistungen Selbstvertrauen für einen weiteren Normangriff in Ratingen. Dennis Hutterer (7.709 Pkt; 4:40,77 min) blieb es bei seinem Götzis-Debüt nach Fußschmerzen und einem dadurch verpatzten Hochsprung verwehrt, seine gute Form auch in einen guten Zehnkampf umzuwandeln.

STIMMEN ZUM ZEHNKAMPF:

Niklas Kaul (USC Mainz):
„Dass ein paar Unsicherheiten da sind, klar, das war zu erwarten. Dass es dann so schlecht läuft, das hätte ich nicht gedacht. Aber auch das passiert. Und das müssen wir jetzt abhaken, da geht’s jetzt weiter. Im Stabhochsprung hat es meinen Rücken einmal etwas zusammengestaucht. Beim Speerwurf habe ich dann nicht mehr so richtig die nötige Rotation in den Oberkörper reinbekommen. Da werden es dann eben mal nur 71 Meter. Nicht schlimm, aber wir merken, dass wir noch daran arbeiten müssen. Warum sollte ich unruhig werden? Ich habe im Winter gut trainiert. Jetzt fehlen noch technische Feinheiten. Die machen mit dem Diskus oder mit dem Speer eben mal fünf Meter aus. Und mit ein bisschen Anlauf-Arbeit im Stabhochsprung stehen da auch wieder 4,90 und nicht 4,70 Meter. Dann reden wir am Ende wieder von 8.400 oder 8.500 Punkten mit einem soliden, aber keinem guten Mehrkampf. Das wird kommen. Es ist schon öfter vorgekommen, dass Götzis für mich nicht gut war. Ich mag einfach die internationalen Meisterschaften, da hat man noch mal ein etwas anderes Niveau – oder zumindest ich."

Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied):
"Wir hatten alle unterschiedliche Bedingungen in der Vorbereitung. Und einige haben auch die Impfung besser vertragen als andere. Das ist Hochleistungssport, da entscheiden Kleinigkeiten. Ich hatte das Pech, dass ich in den vergangenen zwei Monaten immer draußen trainieren musste. Da hatte der heißeste Tag 15 Grad. Nur einmal in der Woche war ich in der Halle in Leverkusen zum Stabhochsprungtraining. Der war technisch auch am stabilsten. Bei den Bedingungen 5,00 Meter zu springen war gut. Und der Hochsprung hat sich zum ersten Mal seit drei Jahren wieder nach Hochsprung angefühlt. Alles andere ist ausbaufähig. Da muss das Gefühl wiederkommen. Und auch die schnellen Schritte haben noch gefehlt."

Mathias Brugger (SSV Ulm 1846):
"Die Hürdenzeit war sensationell. Von 14,85 im ersten Test auf 14,26 Sekunden, das deutet darauf hin, dass ich doch in Form bin. Mit der Diskus-Leistung bin ich sehr zufrieden, der Stabhochsprung war sehr wichtig. Da bin ich zum zweiten Mal Fünf-Meter-Stäbe gesprungen. Im Training hat gar nichts geklappt, deswegen habe ich hier viele Höhen gemacht. Der zweite Tag war super, am ersten Tag hatte ich etwas Pech, im Weitsprung und Kugelstoßen habe ich schon fast 200 Punkte liegengelassen. In Ratingen setzen wir alles auf eine Karte. Da ist dann auch Tim [Nowak] wieder mit dabei, der hat hier gefehlt."

Dennis Hutterer (ASC Darmstadt):
„Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge. Ich bin froh, dass ich den Zehnkampf durchgezogen habe, aber er war schon mit vielen Schmerzen verbunden. Ich habe versucht, den Wettkampf locker anzugehen, über die 100 Meter hat das auch geklappt, aber dann habe ich im Weitsprung den Fuß blöd hingestellt, da ist mir der Schmerz in das Bein und Knie hochgezogen, Hochspringen war so nicht möglich. 1,82 Meter sind natürlich lächerlich, wenn man sonst eigentlich immer 2,00 Meter springt. Aber ich habe mir gesagt: Wenn ich jetzt schon hier bin, dann laufe ich auch die 400 Meter, und die waren dann solide, eine Bestleistung im Zehnkampf. Am zweiten Tag bin ich gut über die Hürden gestartet und ich hatte gehofft, dass es mir gelingt, in einer Disziplin noch mal einen rauszuhauen, zum Beispiel als bester Diskuswerfer, das wäre cool gewesen. Aber das war mir nicht vergönnt. Insgesamt war es mega cool, in einem so extrem guten Feld zu starten. Jetzt müssen wir erstmal sehen, wie es mir nächste Woche geht, bevor ich weiß, ob ich in Ratingen noch mal starte.“

Wie die Disziplinen im Einzelnen für die Athleten verliefen, lesen Sie auf leichtathletik.de

 

leichtathletik.de (Silke Bernhart) / wlv