Ein Leben für den Sport – Roland Kromer wird 80
„Sonny war eine Persönlichkeit“, sagt die ehemalige deutsche Hürden-Rekordlerin Gudrun Abt-Nothdurft, „er war kompetent und wusste, wovon er redete“. Zehn Jahre hatte der damalige Bundestrainer Roland Kromer die Olympiafünfte über 400 Meter Hürden von Seoul 1988 und dreifache Deutsche Meisterin begleitet. „Ich habe ihm und meinem Heimtrainer Willi Maier meine Erfolge zu verdanken“, urteilt die drahtige Frau von der Alb.
Anderen Menschen Chancen eröffnen – das gehörte zur Philosophie in der langjährigen Arbeit des Eglosheimer Roland Kromer, der zu seinem 80. Geburtstag am 17. März auf ein beachtliches Wirken im Sport und darüber hinaus zurückblicken kann. Sein gewinnbringendes Lachen ist dabei zum Programm geworden: es hat ihm den Spitznamen „Sonny“ eingebracht.
Kromer hat dem Sport in Baden-Württemberg viele Impulse gegeben: im Spitzensport wie auch im Schul- und Breitensport. Er beschäftigte sich mit Bewegungserziehung in Kindergärten, Aktivierung von Schulhöfen genauso wie mit der Kooperation Schule-Verein, Jugend trainiert für Olympia oder der Jugendleistungssportförderung und setzte dabei Maßstäbe. „Sonny“ Kromer gilt als praxisbezogener Sportpädagoge, dessen Rat im Vereins- und Verbandswesen, aber auch im kommunalen Bereich stets gefragt war.
„Roland Kromer hat große Akzeptanz erfahren, weil er als absoluter Leistungssportbefürworter auch den Spagat zur unteren Ebene, der Kinderleichtathletik geschafft hat“, sagt Fred Eberle (Schwäbisch Gmünd), WLV-Ehrenpräsident. So hat Kromer den für die Leichtathletik richtungsweisenden Ludwigsburger Kongress „Leichtathletik in Schule und Verein auf dem Prüfstand“ mit organisiert und war später Mitherausgeber der Buchreihe „Leichtathletik in der Schule“.
Kromer hatte sich 1990 Verdienste beim Zusammenwachsen des Leichtathletik-Trainer-Teams aus Ost und West erworben. „Roland Kromer war von der Leichtathletik überzeugt und er wirkte überzeugend“, kennzeichnet ihn Weggefährte Eberle. Viele Lehrerfortbildungen trugen seine Handschrift, er hat die Verbindung zwischen Schule und Verein gepflegt.
Besonderes Kennzeichen von „Sonny“ Kromer: er war nie eindimensional interessiert und engagiert und vielleicht gerade deshalb erfolgreich und akzeptiert. 40 Jahre als Ausbildungslehrer, Fachberater und Seminarleiter an der PH Ludwigsburg, sowie die 25-jährige Tätigkeit als Fachschulrat und stellvertretender Leiter des Landesinstituts für Schulsport (LiSS) bildeten die berufliche Grundlage für seine erfolgreiche ehrenamtliche Tätigkeit, die mit zahlreichen Ehrungen gewürdigt wurde.
Roland Kromer war 30 Jahre Landestrainer im WLV, 13 Jahre Bundestrainer im DLV, über 40 Jahre Trainer im SKV Eglosheim. Seine sportlichen Anfänge liegen beim MTV Ludwigsburg. Herausragend ist auch sein kommunalpolitisches Engagement. 43 Jahre kämpfte Kromer im Stadtrat seiner Heimatstadt Ludwigsburg für die Belange des Sports, genauso wie in seiner 19-jährigen Kreisrat-Tätigkeit. Roland Kromer erhielt als erster Vertreter des Sports in Ludwigsburg das Bundesverdienstkreuz.
Angefangen hat es für Kromer in Eglosheim als aktiver Sprinter. 1963 stand er in der 4x100 Meter-Staffel des SKV, die württembergische Meister wurde. „Wir müssen von der Spitze rennen,“ hatte Schlussläufer Kromer (Bestzeit 10,6 Sek.) seinen Staffelkameraden auf den Weg gegeben. Eine Devise, die Kromer für auch seine vielerlei Tätigkeiten vornweg trug. Als Trainer führte er den Eglosheimer Hürdensprinter Rolf Ziegler zu den Olympischen Spielen 1972 in München. Es war die Zeit, in der die Eglosheimer ihre Blütezeit erlebten.
Freudentränen hat Strahlemann Kromer 1994 bei der EM in Helsinki vergossen, als seine Schützlinge Sylvia Rieger und Heike Meißner zwei Medaillen gewannen. Bei der Abschlussfeier nach der glanzvollen EM 1986 im Stuttgarter Neckarstadion trug Roland Kromer gemeinsam mit Athleten ein großes Transparent aus dem Stadion. „Danke Stuttgart für eine tolle EM“ war da zu lesen. Danke „Sonny“ Kromer möchte man da aus heutiger Sicht hinzufügen.
„Die Bundestrainer-Tätigkeit war das Highlight meines Lebens“, bilanziert Kromer jetzt anlässlich seines 80. Geburtstages, „das hat mich auch sportlich weitergebracht“. Gudrun Abts sechster Platz über 400 Meter Hürden bei den Olympischen Spielen in Seoul war sein Glanzstück. Damals verzichtete Bundestrainer Kromer zugunsten von Heimtrainer Willi Maier, zu dem er bis heute ein sehr gutes Verhältnis pflegt, auf den Flug zu den Spielen.
Ein wenig stolz ist er auf die sportliche Laufbahn seines Sohnes Axel Kromer. Als Stabhochspringer war er deutscher Jugendmeister (Bestleistung fünf Meter), landete dann als Handballer in der Bundesliga und ist heute als Sportdirektor beim Deutschen Handball-Bund tätig.
Mit Genugtuung blickte Roland Kromer an seinem Geburtstag beim „Ständle“ seiner ehemaligen Leichtathleten auf dem „Bänkle“ vor dem Haus auf ein Leben für den Sport zurück.