Ehemaliger Landestrainer Rüdiger Zentgraf verstorben
Ein großes Herz der Leichtathletik hat aufgehört zu schlagen.
Wir trauern um einen in seiner aktiven Zeit erfolgreichen Leichtathleten.
Wir trauern um eine außergewöhnliche Trainerpersönlichkeit.
Wir trauern um einen Menschen, für den ethische Werte nicht nur auf dem Papier standen, sondern Lebensinhalt waren.
Wir trauern, weil wir uns von Rüdiger Zentgraf, einem wahren Freund der Leichtathletik, verabschieden müssen.
Die Wegbegleiter von Rüdiger Zentgraf im Württembergischen Leichtathletik-Verband sprechen voller Anerkennung und Respekt von der gemeinsamen Zeit mit Rüdiger Zentgraf. Und das hat ganz viele Gründe:
- Seine WLV-Rekorde im Kugelstoßen in den 60ger Jahren allein sind es sicher nicht. Er war der erste Kugelstoßer im WLV, der die 17m-Marke als Aktiver übertroffen hat. Noch bemerkenswerter aber ist, dass er sich riesig gefreut hat, dass sein Schüler Peter Salzer Jahre später diesen Rekord überboten hat. Er hat anderen Menschen den Erfolg gegönnt.
- Rüdiger Zentgraf war ein hoch engagierter Trainer aus und mit Leidenschaft, akribisch bis ins Detail und innovativ. Er hat z. B. zu einer Zeit, als dies längst noch nicht zum Standard gehörte, Bildreihen der Wettkämpfe von den Top-Weltklasseathleten ausgewertet und ins Training seiner eigenen Athleten mitgebracht, um von den Besten zu lernen. Sein Training war immer bestens vorbreitet und verfolgte einen Plan.
- Rüdiger Zentgraf leitete als Landestrainer eine relativ große Trainingsgruppe mit Athleten auf unterschiedlichem Niveau. Es zeichnete ihn aus, dass er dennoch alle gleich behandelte. Gerechtigkeit war ihm wichtig.
- Und er wird beschrieben als unheimlich menschlicher Trainer. Das bedeutet keinesfalls laissez fair. Aber er sah in seinen Athleten nicht nur die Sportlerseite, sondern den ganzen Menschen. Er kümmerte sich um sie, man konnte mit ihm seine privaten Dinge, Sorgen und Nöte besprechen und fand seinen Rat und Unterstützung.
- Rüdiger Zentgraf war in jeder Hinsicht sehr verantwortungsbewusst. Er betreute die Athleten weit über seine Verpflichtungen hinaus bei Wettkämpfen. Verantwortungsvoll hat er auch an die Zukunft der Leichtathletik gedacht. Er klebte nicht am Stuhl des Landestrainers, sondern baute seinen Nachfolger Peter Salzer frühzeitig auf, um ihm dann Ende der 80er Jahre als Landestrainer Platz zu machen.
- Die Trainerlizenzen bis zur höchsten Stufe des A-Trainers hat sich Rüdiger Zentgraf alle erfolgreich erarbeitet. Bewährt hat er sich in der Praxis. Für sein Lebenswerk als Trainer wurde er mit dem renommierten Trainerpreis des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSV) im Jahr 2009 ausgezeichnet. Eine über die Leichtathletik hinaus große Ehrung im Sport.
- Für seine großen Verdienste um die Lehre und Bildung in der Leichtathletik wurde ihm 2004 der Friedrich-Wilhelm-Heyden-Preis des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes verliehen. Eine Auszeichnung für seine vorbildliche Förderung der Jugendleichtathletik.
Es schmerzt sehr, sich von einem solchen Athleten, Trainer, Lehrer und vor allem Menschen verabschieden zu müssen. Die Leichtathletik wird Rüdiger Zentgraf vermissen. Aber es bleiben gute Erinnerungen an die lange Zeit, die seine vielen Wegbegleiter mit ihm hatten, auf ganz unterschiedlichen Wegen und in unterschiedlicher Beziehung. Erinnerungen an den persönlichen Freund, Erinnerungen an den Freund der Leichtathletik mit Herzblut.
Der Württembergische Leichtathletik-Verband wird Rüdiger Zentgraf ein ehrendes Gedenken bewahren.
Er ruhe in Frieden.