DM Mehrkampf: 10 Medaillen für den WLV
Zehnkampf Männer: Tim Nowak holt mit Kraftakt Gold
Tim Nowak (SSV Ulm 1846) hat sich am Wochenende in Wesel mit einem mentalen Kraftakt den DM-Titel im Zehnkampf der Männer erarbeitet. In einem Wettkampf mit Höhen und Tiefen, den er mit 7.931 Punkten zu Ende brachte, musste er Schritt für Schritt auch den geplatzten Traum von der Olympia-Teilnahme verarbeiten. Ein Schlüsselmoment: Der Sprung über die Einstiegshöhe von 4,50 Metern im Stabhochsprung – der Disziplin, in der ihm in Ratingen der Stab gebrochen war. Es war der erste Sprung des Ulmers mit langem Anlauf seit diesem Missgeschick.
Danach konnte Tim Nowak mit einem Speerwurf nahe an die Bestleistung (63,76 m) und der schnellsten 1.500 Meter-Zeit (4:22,47 min) noch einmal zwei seiner Stärken ausspielen. Und das musste er auch. Denn die Konkurrenz war ihm auf den Fersen – und das hatte auch ein bisschen etwas mit der Unterstützung der deutschen Siebenkämpferinnen zu tun: Diese kamen beim Auslaufen nach den 800 Metern in der Speerwurf-Kurve vorbei, als die Zehnkämpfer Anlauf nahmen. Legten einen Zwischenstopp ein. Feuerten die Jungs lautstark an. Und es purzelte eine Bestleistung nach der nächsten.
Der weiteste Wurf gelang Marvin Bollinger (SV Halle), der sich mit 67,27 Metern sogar der 70-Meter-Marke näherte. Danach ließ der Führende der U23-Wertung Malik Diakité (Hannover 96) den Speer auf 66,60 Meter segeln. Tim Nowak feuerte seinen 63-Meter-Wurf ab. Und auch Jannis Wolff (Eintracht Frankfurt) jubelte über 60,47 Meter.
Damit waren die Weichen für einen spannenden 1.500 Meter-Lauf gestellt, in dem Marvin Bollinger noch als Führender der Männer-Wertung mit 36 Punkten Vorsprung auf den starken Läufer Tim Nowak ins Rennen ging – und Malik Diakité unangefochten an der Spitze der U23 um eine neue Zehnkampf-Bestleistung rannte.
Am Ende jubelten alle Drei: Tim Nowak als 1.500 Meter-Sieger über den DM-Titel nach einem schwierigen Jahr. Malik Diakité über DM-Gold in der U23 mit 1.500 Meter-Bestzeit (4:28,37 min) und einer mächtigen Steigerung im Zehnkampf um 269 auf 7.910 Punkte. Und Marvin Bollinger über DM-Silber, ebenfalls eine 1.500 Meter-Bestleistung (4:32,23 min) und ebenfalls einen großen Sprung auf 7.903 Punkte.
"Im Zehnkampf hadert man sehr viel. Aber wenn man's ins Ziel geschafft hat, ist man immer froh, egal, was dabei rauskommt", stellte Tim Nowak fest. "Wir müssen nicht darüber reden, dass das punktemäßig hier nicht mein Niveau ist, ich glaube, das habe ich in diesem Jahr gezeigt. Aber es ist eine Punktzahl. Mehr als in Ratingen. Mehr als in Götzis. Es war unglaublich wichtig, dass ich das hier zu Ende gemacht habe. Nach diesem Krisenjahr für mich, mental die schwerste Saison, die ich je hatte. Ich glaube, das hat mir geholfen, da rauszukommen."
In der U23 gingen die weiteren Medaillen an Yannik Knobloch (LG Welfen; 7.134 pt), der sportlich lange ambitioniert im Basketball und im Nachwuchsteam des Bundesligisten ratiopharm Ulm unterwegs war und jetzt im Zehnkampf sein Potenzial offenbarte, sowie an Martin Kratz (TV Gelnhausen), der mit 7.003 Punkten erstmals die 7.000 Punkte-Marke überbot.
Emanuel Molleker ungefährdet
Im Gleichschritt mit seinem Vereins- und Trainingspartner Moritz Eisold konnte Emanuel Molleker (LG Filder) vergleichsweise entspannt seine letzten Runden drehen. Denn er hatte sich in neun Disziplinen fast 300 Punkte Vorsprung erarbeitet und konnte am Ende mit 7.119 Zählern als einziger Athlet die 7.000 Punkte-Marke überbieten. Seine besten Einzelleistungen erzielte er an Tag eins im Weit- (7,19 Meter) und Hochsprung (1,89 Meter) sowie an Tag zwei im Diskuswurf (42,96 Meter).
Am Ende war aber der Jubel des Drittplatzierten in der U18 am lautesten: Moritz Eisold (LG Filder) schaffte nach drei vierten Plätzen bei Deutschen Meisterschaften, darunter im Neunkampf der M14 und der M15, endlich den Sprung aufs DM-Treppchen und holte Bronze. Dabei musste er zuvor nach zwei ungültigen Versuchen im Diskuswurf Nerven bewahren und auf den ungeliebten 1.500 Metern alles aus sich herausholen, bis die erlösende Ansage der Stadionsprecher folgte: 5:11,63 Minuten reichten zu 6.825 Punkten und Platz drei!
Vor der letzten Disziplin hatte Eisold sogar noch recht deutlich vor Marec Metzger (TSV Gomaringen), dem Deutschen M15-Meister von 2019 im Neunkampf, gelegen. Doch dieser ließ auf der Bahn schnell deutlich werden, dass er sich weniger nach hinten, sondern vielmehr nach vorne orientiert: Hinter dem schnellsten Läufer Loke Elias Sommer (4:31,58 Minuten) fing Metzger in 4:43,71 Minuten noch Moritz Eisold ab und schob sich in der Gesamtwertung um 21 Zähler an ihm vorbei, was ihm die Silbermedaille einbrachte.
Schließlich konnten Molleker und Eisold sogar noch eine zweite Medaille mit nach Hause nehmen: Gemeinsam mit Pascal Schepp gab's für 19.808 Punkte den deutschen Meistertitel mit der U18-Mannschaft für die LG Filder.
Sandrina Sprengel überragend mit WLV-Rekord
Auch in der Entscheidung der weiblichen U18 wurde es nur im Kampf um Silber und Bronze spannend. Denn die Führende des ersten Tages Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern) setzte sich am zweiten Tag als beste Weitspringerin (5,91 Meter) und drittbeste Speerwerferin (42,56 Meter) weiter vom Feld ab und nahm über 800 Meter einen Vorsprung von fast 300 Punkten mit auf die zwei Runden.
Nach 2:33,83 Minuten war das Werk vollbracht und die erste DM-Goldmedaille im Mehrkampf perfekt. Mit 5.699 Punkten steigerte Sandrina Sprengel ihre Bestleistung aus dem Vorjahr um 140 Zähler und knackte damit auch den sieben Jahre alten WLV-Rekord von Lisa Maihöfer (LG Staufen; 5.567 Punkte) – und das zum Ende einer Saison, in der längst nicht alles nach Plan lief: „Ich habe mir zwei Außenbänder gerissen, das hier war erst mein dritter Wettkampf“, erklärte sie. „Daher bin ich wirklich sehr zufrieden damit, wie es gelaufen ist. Ich kann es noch gar nicht so richtig fassen, ich bin unglaublich happy und stolz.“
Auf Platz zwei und drei waren die schnellste Sprinterinnen im Feld Tabea Eitel (LG Filder) sowie Marisa Jurtz (LC Überlingen) – die auch im Weitsprung mit 5,77 und 5,64 Metern viele Punkte sammeln konnten – auf die 800 Meter gegangen. Dahinter hatte sich jedoch die Potsdamerin Laura Sophie Duckhorn mit 45,98 Metern im Speerwurf bis auf Rang vier nach vorne gearbeitet. Und sie hatte noch ein Ass im Ärmel: In 2:19,94 Minuten rannte sie der Konkurrenz über 800 Meter davon – und noch ganz knapp bis auf den Silberrang nach vorne.
5.436 Punkte und Bestleistung erschienen nach dem Zieleinlauf für Laura Sophie Duckhorn auf der Anzeigetafel, 5.433 Punkte für Tabea Eitel (2:32,97 Minuten), die damit die Bronzemedaille holte. Marisa Jurtz, die im Juni noch den Siebenkampf von Bernhausen gegen diese beiden Kontrahentinnen gewonnen hatte, wurde dieses Mal mit 5.329 Punkten Vierte.
Mannschaftstitel im Siebenkampf der U20 geht nach Ulm
Eine geschlossene Mannschaftsleistung kann man den Siebenkämpferinnen des SSV Ulm 1846 im Wettbewerb der weiblichen Jugend U20 bescheinigen. In der Schlussabrechnungen landete das Quartett auf den Plätzen fünf bis acht. Johanna Haas war als Fünfte mit 5.224 Zählern erfolgreichste Punktesammlerin. Auf Rang sechs folgte Franca Arnold mit 5.179 Punkten, Siebte wurde Carolin Bender mit 5.135 Punkten und Achte Marie Jung mit 5.124 Punkten. Kein Wunder, dass bei dieser Geschlossenheit der Mannschaftstitel nach Ulm ging. Mit 15.538 Punkten hatten die Siebenkämpferinnen aus der Münsterstadt über 1.000 Punkte Vorsprung vor der LG Bünde-Löhne als Zweitplatzierte. Damit steigerten die Ulmerinnen auch den elf Jahre alten WLV-Rekord um ebenfalls knapp 1.000 Punkte.
Zehnkampf-Silber für Samuel Werner in der U20
Eindeutig war die Ausgangslage der männlichen U20 – zumindest auf dem Papier, und zumindest was den Favoriten betraf: Niklas Tuschling (1. LAV Rostock) hatte als einziger Teilnehmer im Vorfeld die 7.000 Punkte-Marke überboten und lag bereits nach Tag eins deutlich in Führung. Am zweiten Tag konnte der 19-Jährige seinen Vorsprung noch weiter ausbauen und war dabei besonders im Stabhochsprung (4,60 Meter) und mit dem Speer (55,12 Meter) der Konkurrenz deutlich voraus.
So konnte der Führende es sich sogar erlauben, über 1.500 Meter den später zweitplatzierten Samuel Werner (LG Nagoldtal; 4:22,63 Minuten) deutlich enteilen zu lassen. Denn dieser rannte nur noch um die Silbermedaille – und zwar mit Erfolg: Dem Gewinner der Bronzemedaille Tim Schneider (LG Wettenberg) nahm er satte 52 Sekunden ab. Schließlich sammelte Werner für die Silbermedaille 6.796 Punkte und damit 13 mehr als Schneider auf Rang drei.
Unter den Top acht konnten sich zwei weitere Württemberger platzieren. Maurice Meißner von der LG Leinfelden-Echterdingen wurde mit 6.320 Punkten Fünfter, Max Baur vom SSV Ulm 1846 mit 6.200 Punkten Siebter.
Zweimal Platz vier bei der U16
Ganz knapp an den Medaillenrängen vorbeigeschrammt ist der WLV-Nachwuchs in der Jugend U16. Leonie Kroter von der DJK SG Wasseralfingen sammelte im Siebenkampf 3.899 Punkte, damit fehlten ihr trotz einer starken Leistung im abschließenden 800 Meter-Lauf genau 10 Punkte zur Bronzemedaille. Noch knapper war es bei Finn Breitkreutz von der LG Neckar-Enz. Er kam im Neunkampf der M15 auf 5.268 Punkte; damit trennten ihn am Ende nur ganze 7 Punkte von einer Medaille.
Die Medaillengewinner aus dem WLV-Bereich:
Gold
Tim Nowak (SSV Ulm 1846) Zehnkampf Männer - 7.931 Punkte
Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern) Siebenkampf weibliche Jugend U18 - 5.699 Punkte
SSV Ulm 1846 (Johanna Haas, Franca Arnold, Carolin Bender) - Siebenkampf Mannschaft wU20 - 15.538 Punkte
Emanuel Molleker (LG Filder) Zehnkampf männliche Jugend U18 - 7.119 Punkte
LG Filder (Emanuel Molleker, Moritz Eisold, Pascal Schnepp) Zehnkampf mU18 Mannschaftswertung - 19.808 Punkte
Silber
Yannik Knobloch (LG Welfen) Zehnkampf Junioren U23 - 7.134 Punkte
Samuel Werner (LG Nagoldtal) Zehnkampf männliche Jugend U20 - 6.796 Punkte
Marec Metzger (TSV Gomaringen) Zehnkampf männliche Jugend U18 - 6.846 Punkte
Bronze
Tabea Eitel (LG Filder) Siebenkampf weibliche Jugend U18 - 5.433 Punkte
Moritz Eisold (LG Filder) Zehnkampf männliche Jugend U18 - 6.825 Punkte
» Zu den Ergebnissen der Deutschen Mehrkampfmeisterschaften 2021 in Wesel