DJM Heilbronn: denkwürdige Jugendmeisterschaften – ein Fazit
Dazu kam, dass die Organisatoren von DLV, WLV, der TSG Heilbronn und der Stadt Heilbronn nur rund acht Wochen Vorlaufzeit hatten, um nach der Entscheidung, dass die Jugend-DM durchgeführt wird, die Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Ein solches Unterfangen wäre auch in „normalen“ Zeiten eine sportliche Aufgabe gewesen, umso mehr war es eine Mammutaufgabe vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie.
Nichtsdestotrotz konnte WLV-Präsident Jürgen Scholz, nachdem der letzte Startschuss gefallen war, eine positive Bilanz ziehen. „Ich freue mich, dass die Titelkämpfe im Frankenstadion unter den gegebenen Rahmenbedingungen so reibungslos über die Bühne gegangen sind. Für die jugendlichen Athleten war es sehr wichtig, dass wir mit den Deutschen Jugendmeisterschaften noch einen Saisonhöhepunkt setzen konnten.“
So gab es auch sehr viele positive Rückmeldungen aus den Reihen der teilnehmenden Vereine. Das gesamte Umfeld im Frankenstadion sowie das Engagement der beteiligten Mitarbeiter, Kampfrichter und Helfer bekam viel Lob. „Ich bin nicht nur auf die tollen Leistungen unserer baden-württembergischen Nachwuchsathleten stolz, sondern auch auf die Leistung derjenigen, die diese Veranstaltung erst möglich gemacht haben: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von DLV und WLV, der Stadt Heilbronn und natürlich den vielen Helfern der TSG Heilbronn und unseren Kampfrichterinnen und Kampfrichter. Alle waren mit viel Herzblut und Verständnis für die außergewöhnlichen Umstände dieser Meisterschaft dabei. Ihnen gilt mein ganz besonderer Dank“, betont Scholz.
Auch Rosemarie Just-Espert, Leiterin der Leichtathletik-Abteilung der TSG, bei der vor Ort alle Fäden zusammenliefen, konnte nach arbeitsreichen und stressigen Wochen ein positives Fazit ziehen. „Wir haben die Entscheidung, diese Veranstaltung kurzfristig zu übernehmen, nicht bereut. Uns allen haben die drei Tage viel Spaß gemacht und wir sind dankbar, dass DLV und WLV so großes Vertrauen in uns gesetzt haben.“
Eine Herausforderung stellt die Organisation und Durchführung einer Deutschen Meisterschaft unter den Bedingungen der Corona-Pandemie in der Tat dar. Auf der Grundlage des weitreichenden Hygienekonzepts mussten viele gewohnte Abläufe und bewährte Konzepte neu „erfunden“ werden. Eine reduzierte Teilnehmerzahl (in Heilbronn waren 880 Athleten am Start, im Vorjahr bei derselben Veranstaltung in Ulm waren es über 2.000 Athleten) stellte sicher, dass einer der Kernpunkte des Hygienekonzepts, das Einhalten des notwendigen Abstands, stets umgesetzt werden konnte. Ein ausgeklügelter Ablauf mit auf vier Sessions verteilten Wettkämpfen machte es möglich, die Vorgaben der aktuellen Corona-Verordnungen des Landes Baden-Württemberg einzuhalten.
Ein weiterer entscheidender Eckpfeiler des Hygienekonzepts war die durchgängige Pflicht zum Tragen eines Mund- und Nasenschutzes für alle im Stadionbereich anwesenden Personen, von den Athleten über die Trainer und Betreuer bis zu den Kampfrichtern und Helfern. Ausgenommen von dieser Pflicht waren lediglich Athleten während des Aufwärmens und während des Wettkampfes selbst. Das permanente Tragen der Maske erwies sich streckenweise als große Herausforderung, dennoch zeigten alle Beteiligten für diese wesentliche Schutzmaßnahme viel Verständnis und hielten sich an die Vorgabe.
Überhaupt nahmen die beteiligten Vereine die Einschränkungen und die Erschwernisse der diesjährigen Auflage der Deutschen Jugendmeisterschaften mit großer Gelassenheit hin. Vielmehr wurde große Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht, dass den Top-Nachwuchsathleten trotz aller Widrigkeiten im Frankenstadion die Chance geboten wurde, sich mit den Besten ihrer Altersklasse auf nationaler Ebene messen und um Deutsche Jugendmeistertitel kämpfen zu können.
Dabei war bis wenige Tage vor den Titelkämpfen deren Durchführung nicht in trockenen Tüchern. Steigende Infektionszahlen bescherten der Stadt Heilbronn zehn Tage vor Veranstaltungsbeginn noch die Corona-Vorwarnstufe und das Damoklesschwert einer kurzfristigen Absage schwebte lange Zeit über der DJM.
Obwohl Zuschauer von der Veranstaltung ausgeschlossen waren, kam an den drei Veranstaltungstagen nie die befürchtete Stimmung von „Geisterspielen“ auf. Gute Leistungen wurden vom Moderatorenteam entsprechend honoriert, Athleten beklatschten sich gegenseitig und im Bedarfsfall sprangen auch mal die örtlichen Helfer als Stimmungsmacher ein.
Und auch aus sportlicher Sicht waren die Titelkämpfe im Frankenstadion für die Leichtathletik Baden-Württemberg ein voller Erfolg. Insgesamt 36 Medaillen gingen an Athletinnen und Athleten aus dem Ländle; neun Mal Gold, 18 Mal Silber und neun Mal Bronze war die beachtliche Ausbeute der drei Meisterschaftstage. In der – inoffiziellen – Medaillenwertung liegt man damit auf Platz zwei hinter Nordrhein-Westfalen, das in Summe zwei Medaillen mehr auf seinem Konto verbuchen konnte. Allerdings war die Titelausbeute der NRW-Athleten deutlich besser. Mit 18 Goldmedaillen waren die Teilnehmer aus dem Westen eine Klasse für sich; die starken Vereine TV Wattenscheid 01, LG Olympia Dortmund und TSV Bayer 04 Leverkusen spielen dabei die zentrale Rolle.
Auch bei der Auswertung auf der Grundlage der Finalplatzierungen gab es – wie so häufig – ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen dem Nachwuchs aus NRW und BaWü. Auch hier lagen die NRWler mit 462 Punkten knapp vor den Baden-Württembergern, die auf 432 Punkte kamen. Auf Rang drei dann schon mit deutlichem Abstand Bayern mit 239 Punkten. Damit wäre auch die Frage beantwortet, wo in Deutschland Nachwuchsleistungssport in der Leichtathletik stattfindet.
Erfreulich, dass auch die Asse aus Stadt und Kreis Heilbronn stachen. So konnte Jara Ellinger von der TSG Heilbronn ihrer Favoritenrolle im Hochsprung der weiblichen Jugend U20 gerecht werden und sich im heimischen Stadion mit 1,80 Meter den Titel sichern. Sie war auch eine der wenigen Athleten im Frankenstadion, die familiären Rückhalt genießen konnte. Vater Markus, ehemaliger Stabhochspringer mit einer Bestmarke von 5,31 Meter und Mutter Claudia, in ihrer aktiven Zeit Schweizer Hochsprungmeisterin mit einer Bestmarke von 1,88 Meter, waren beide im Helferteam der TSG Heilbronn im Einsatz; ebenso die Großeltern und die große Schwester Gesa.
Laura Raquel Müller von der Unterländer LG machte als eine der wenigen Doppelmeisterinnen der DJM in Heilbronn von sich reden. Mit 6,25 Meter holte sie sich zunächst die Goldmedaille im Weitsprung um sich dann am Tag darauf über 100 Meter in starken 11,63 Sekunden außerdem zur Sprintkönigin von Heilbronn zu küren.
>> Videos der Deutschen Jugendmeisterschaften in Heilbronn auf leichtathletik.tv
>> Ergebnisse der Deutschen Jugendmeisterschaften
Berichte auf bwleichtathletik.de zum nachlesen:
>> DJM Heilbronn: Tag 1 der Baden-Württemberger
>> DJM Heilbronn: Tag 2 der Baden-Württemberger
>> DJM Heilbronn: Tag 3 der Baden-Württemberger
Berichte auf leichtathletik.de zum Nachlesen:
>> Männliche Jugend Tag 1: Merlin Hummel kratzt am deutschen U20-Rekord
>> Weibliche Jugend Tag 1: Aileen Kuhn pirscht sich an die 70 Meter heran
>> Männliche Jugend Tag 2: Richter mit zwei Titeln, Wagner mit dem Masterplan
>> Weibliche Jugend Tag 2: Lilly Kaden krönt sich zur Sprint-Königin
>> Männliche Jugend Tag 3: Marcel Meyer verblüfft als Sieger über 400-Meter-Hürden
>> Weibliche Jugend Tag 3: Jara Ellinger sichert sich Heimspiel-Sieg
Die Medaillengewinner aus Baden-Württemberg
Weibliche Jugend U20 | |||
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GOLD | |||
800 Meter | Anna Schall | LG Tuttlingen-Fridingen | 2:11,18 Minuten |
Hochsprung | Jara Ellinger | TSG 1845 Heilbronn | 1,80 Meter |
SILBER | |||
Dreisprung | Lisa Kramer | LC Überlingen | 12,34 Meter |
BRONZE | |||
2.000 Meter Hindernis | Charlotte Römer | LAZ Ludwigsburg | 6:46,99 Minuten |
Weitsprung | Sharon Enow Abio | LAZ Ludwigsburg | 6,08 Meter |
Männliche Jugend U20 | |||
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GOLD | |||
800 Meter | Adrian Engstler | TV Villingen | 1:51,39 Minuten |
Kugelstoßen | Eric Maihöfer | LG Staufen | 20,17 Meter |
SILBER | |||
100 Meter | Robin Ganter | MTG Mannheim | 10,60 Sekunden |
5.000 Meter | Paul Specht | VfL Sindelfingen | 14:55,85 Minuten |
110 Meter Hürden | Robin Ganter | MTG Mannheim | 13,98 Sekunden |
2.000 Meter Hindernis | Florian Zittel | LG Region Karlsruhe | 5:56,82 Minuten |
Stabhochsprung | Louis Pröbstle | MTG Mannheim | 4,90 Meter |
BRONZE | |||
Dreisprung | Nicklas Sammet | MTG Mannheim | 14,41 Meter |
Weibliche Jugend U18 | |||
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GOLD | |||
100 Meter | Laura Raquel Müller | Unterländer LG | 11,63 Sekunden (WLV-Rekord!) |
400 Meter Hürden | Hanna Render | LG Gäu Athletics | 61,78 Sekunden |
Weitsprung | Laura Raquel Müller | Unterländer LG | 6,25 Meter |
Hammerwurf | Aileen Kuhn | LAZ Ludwigsburg | 69,86 Meter |
SILBER | |||
200 Meter | Helen Baumgarten | SR Yburg Steinbach | 24,44 Sekunden |
800 Meter | Valerie Koppler | USC Freiburg | 2:10,59 Minuten |
1.500 Meter | Lisa Merkel | LG Region Karlsruhe | 4:31,84 Minuten |
Hochsprung | Marie Jung | SSV Ulm 1846 | 1,74 Meter |
Dreisprung | Ruth Hildebrand | MTG Mannheim | 12,73 Meter |
Kugelstoßen | Milaine Ammon | LG Staufen | 15,57 Meter |
BRONZE | |||
100 Meter Hürden | Jule Tiltscher | SSV Ulm 1846 | 13,97 Sekunden |
Kugelstoßen | Nina Ndubuisi | SG Schorndorf 1846 | 15,28 Meter |
Männliche Jugend U18 | |||
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GOLD | |||
2.000 Meter Hindernis | Kurt Lauer | LAZ Ludwigsburg | 5:57,84 Minuten |
SILBER | |||
400 Meter Hürden | Maximilian Köhler | LG Region Karlsruhe | 54,80 Sekunden |
Hochsprung | Max Baur | SSV Ulm 1846 | 2,01 Meter |
Stabhochsprung | Ben Bichsel | LG Radolfzell | 4,60 Meter |
Weitsprung | Robin Eibner | LG Gäu Athletics | 6,94 Meter |
Diskuswurf | Tizian Noah Lauria | LG Filder | 62,05 Meter |
Hammerwurf | Moritz Röske | ASV Ludwigsburg-Oßweil | 63,94 Meter |
BRONZE | |||
200 Meter | Tom Anderer | TSV 05 Reichenbach | 21,93 Sekunden |
1.500 Meter | Tim Hofmann | VfL Sindelfingen | 4:15,32 Minuten |
110 Meter Hürden | Tom Anderer | TSV 05 Reichenbach | 14,06 Sekunden |
Stabhochsprung | Lion-Jerome Tür | LG Neckar-Enz | 4,50 Meter |