Alina Kenzel: Olympia im Blick
Im November vergangenen Jahres war es in trockenen Tüchern: Auch im Olympiajahr 2020 wird Kugelstoßerin Alina Kenzel für den VfL Waiblingen starten. Das Eigengewächs hatte 2007 mit der Leichtathletik – damals noch im Mehrkampf – beim VfL Waiblingen begonnen und startet bis dato für den größten Waiblinger Sportverein. Abteilungsleiter Gerhard Bischoff zeigte sich indes glücklich, dass das Aushängeschild des Vereins und des gesamten Leichtathletik-Kreis Rems-Murr weiterhin für den VfL startet: "Wir können dankbar sein, dass Alina all die Jahre unserem Verein treu geblieben ist und wir hoffen, dass wir auch in den nächsten Jahren ihr die sportliche Heimat bieten können". Auch Alina Kenzel freute sich über die Zusammenarbeit: "Ich werde weiterhin mit Leidenschaft für den VfL starten und bin froh, so eine herzliche Unterstützung zu haben". Dass es gleich drei Waiblinger Athleten in den Bundeskader geschafft haben sieht Gerhard Bischoff als ein Zeichen, dass neben dem Breitensport auch Spitzensport beim VfL blühen kann.
Alina Kenzel blickt versöhnlich auf WM und will zu den Olympischen Spielen nach Tokio
Kenzel blickt positiv auf das vergangene Jahr zurück. Der größte Erfolg für die 22-jährige Sportsoldatin, die bei Landestrainer Peter Salzer in Stuttgart trainiert, war der Gewinn der Goldmedaille bei den U23 Europameisterschaften in Gävle (Schweden). Neben der Teilnahme bei den Halleneuropameisterschaften in Glasgow (Platz 8) konnte sich Kenzel auch erstmals für die Weltmeisterschaft der Aktiven im Oktober in Doha qualifizieren. "Dass die Saison nun so lange verlief, war für mich eine Herausforderung, da ich am Ende drei internationale Einsätze zu Buche stehen hatte. Ich sah dies aber nie als eine Belastung, sondern als eine Chance mich zu entwickeln und bin froh über diese Erfahrungen", resümiert die U20 Weltmeisterin von 2016.
Doha war nicht nur ihre erste große Meisterschaft, sondern auch das erste Land in dem sich Kenzel mit dem ständigen Wechsel zwischen klimatisierten Räumen und Hitze auseinandersetzten musste. So musste Kenzel geschwächt durch eine Erkältung in den Ring gehen und verpasste das WM-Finale: "Im Endeffekt schaue ich auf den Wettkampf nicht mehr enttäuscht zurück, obwohl ich nach der Qualifikation schon angefressen war, da ich mir kurz zuvor eine Erkältung eingefangen hatte. Als Athletin möchte man natürlich seine Leistung bringen und sich präsentieren, das ist mir an diesem Tag leider nicht gelungen."
Für die nächste Saison, in der Kenzel erstmals nur bei den Aktiven startberechtigt ist, möchte sie sich für die Olympischen Spiele in Tokio qualifizieren. Ein Startplatz bei den Europameisterschaften in Paris ist ebenfalls denkbar. Während für die Olympiateilnahme mindestens 18,50 Meter gefordert sind, werden für die EM 17,50 Meter vom DLV (Deutscher Leichtathletik Verband) vorgegeben. Kenzels Bestmarke liegt momentan bei 18,21 Meter. In der letzten Saison hatte sie 18,17 Meter mit der vier Kilogramm schweren Kugel gestoßen. Eine Hallensaison ist nur im begrenzten Umfang geplant: "Ich steige erst im Februar in die Hallensaison ein und schaue was diese für mich bereithält, da es dieses Jahr leider wenig Kugelstoßwettkämpfe gibt."
Hürdenläuferin Laura Wilhelm erstmals im Bundeskader
Während Alina Kenzel ihr erstes reines Aktiven Jahr angehen wird, hat 400 m Hürden Läuferin Laura Wilhelm ihre erste Berufung für den Bundeskader in der Tasche. Im vergangenen Jahr hatte sie in der Altersklasse U18 nur hauchdünn die Norm für die Olympischen Jugendspiele verpasst. Bei der Juniorengala in Mannheim lief Wilhelm in einem fulminanten Rennen die persönliche Bestzeit von 60,55 Sekunden. Mit dieser Zeit liegt Wilhelm auf dem zweiten Platz der nationalen, auf dem zwölften Platz der europäischen und dem 28. Platz der internationalen Bestenliste der U18.
Bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm ging Wilhelm anschließend als eine der Favoritinnen an den Start. Schon nach den ersten Sekunden des Endlaufs zeichnete sich ein spannendes Finale ab, welches auf der Zielgeraden entschieden werden sollte. So lagen Laura Wilhelm und zwei weitere Konkurrentinnen bis zur letzten Hürde auf selber Höhe. Dann das verhängnisvolle Malheur: Wilhelm blieb an der Hürde hängen und stürzte. Nach ihrem schweren Sturz taumelte sie schließlich noch als fünfte durch das Ziel. Trotzdem zeigt sich Wilhelm mittlerweile versöhnlich mit dem Wettkampf: "Auch wenn das i-Tüpfelchen, eine Medaille bei den deutschen Meisterschaften zu holen, durch den Sturz leider gescheitert ist, waren mehrere Baden-Württembergische Meistertitel und gute Platzierungen bei den Deutschen Meisterschaften ein Zeichen, dass ich auf einem guten Weg bin".
Nach dem Schock bei den Deutschen Meisterschaften folgte trotzdem die Berufung in den Bundeskader, was der Lohn der sonst sehr erfolgreichen Saison darstellte. Wilhelm sieht die erstmalige Berufung als Möglichkeit an weiteren Lehrgängen teilzunehmen, um sich in den Bereichen Kraft, Schnelligkeit und Technik aber auch mental weiter zu verbessern und wertvolle Erfahrungen mit Athleten auf einem ähnlichen Leistungsniveau zu sammeln.
Für die anstehende Saison in der neuen Altersklasse stehen zunächst Mitte Februar die Deutschen Hallenmeisterschaften auf dem Programm, bei denen Wilhelm das A-Finale über die 400 m erreichen möchte. Abgesehen von den nationalen Meisterschaften könnten die U20 Weltmeisterschaften in Nairobi der Höhepunkt der anstehenden Saison werden auf den Laura Wilhelm mit ihrer Trainerin Elke Widmann hinarbeitet. Der DLV fordert hierfür eine Zeit von 59,65 Sekunden über 400 Meter Hürden. Nach ihrem Abitur im Frühjahr möchte sich Laura Wilhelm zunächst ein Jahr voll auf den Leistungssport konzentrieren und dabei ein freiwillig soziales Jahr (FSJ), möglichst im sportlichen Bereich, absolvieren.
Die verflixte Achillessehne von Neim Nguemning
Die Leidenszeit von Dreispringer Neim Nguemning begann mit dem bisher größten Erfolg seiner Karriere: Dem Deutschen Meistertitel in der U18 im Sommer 2018 in Rostock. Schon davor hatte Nguemning aufhorchen lassen. Mit seiner persönlichen Bestleistung von 15,15 Meter hatte er sich für die U18 Europameisterschaft in Ungarn qualifiziert und dort im Finale den fünften Platz belegt. Dann hatte das Nachwuchstalent mit Problemen an der rechten Achillessehne zu kämpfen und musste auf eine Wintersaison verzichten. Mitte Mai letzten Jahres befand sich Nguemning bereits auf dem Weg der Besserung, als schließlich im Training der Abriss der linken Achillessehne folgte. Seither kämpft sich der Dreispringer wieder zurück. Die abermalige Berufung in den Bundeskader ist dementsprechend der Lohn für die harte Arbeit, die er zusammen mit seiner Heimtrainerin Kathrin Staudenmaier in den letzten Monaten geleistet hat.
In der kommenden Sommer-Saison möchte Neim Nguemning wieder angreifen, sein Comeback geben und die Seuchen-Saison 2019 abhaken: "Das Jahr 2019 war fast ausschließlich geprägt von Verletzungen und dementsprechend mentalen Aufs- und Abs, die ich meines Erachtens nach gut bewältigen konnte. Nichtsdestotrotz habe ich mich nicht unterkriegen lassen und bleibe ehrgeizig, motiviert und strebe ein erfolgreiches Comeback in diesem Sommer an". Sein Fuß würde ihn so gut wie nicht mehr beeinträchtigen und die Trainingsgestaltung dementsprechend immer intensiver und spezifischer werden. Das Ziel für die anstehende Saison ist es, einen der vorderen Plätze bei den Deutschen Meisterschaften zu belegen, zeigt sich der 18-jährige Student optimistisch.
Für Nguemning ist es in diesem Jahr die letzte Möglichkeit, in der Altersklasse U20 zu starten, dementsprechend wäre es ein Traum, nach der schweren Verletzung bei der U20 WM in Nairobi an den Start gehen zu können (Qualifikationsweite 15,65 m). Im Idealfall sollte aber auch dieser Traum möglich sein, liebäugelt Nguemning: "Aber wenn ich eins aus dem letzten Jahr gelernt habe, ist es, dass man nie weiß was morgen kommt. Dementsprechend werde ich weiterhin hart an mir arbeiten, um meine Ziele zu realisieren und bin zuversichtlich, dass dann alles möglich ist".